1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Viele Coronavirus-Infektionen außerhalb Chinas

3. März 2020

Das neue Coronavirus verbreitet sich nun deutlich rascher außerhalb Chinas als in seinem Ursprungsland. Binnen 24 Stunden wurden laut WHO fast neunmal so viele Neuinfektionen aus anderen Ländern wie in China gemeldet.

https://p.dw.com/p/3YmIi
China Coronavirus in Peking
Ein Passant mit Mundschutz geht über menschenleere Straßen in einem Geschäftsviertel von PekingBild: Reuters/T. Peter

In Genf sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus sei jetzt auf globaler Ebene sehr hoch. Die größte Sorge bereiteten ihm die Ausbrüche in Südkorea, Italien, Iran und Japan. Es gebe jedoch Anzeichen, dass eine enge Überwachung in Südkorea funktioniere und die Epidemie dort in Schach gehalten werden könne.

Infizierte gibt es nun in mehr als 70 Ländern. Die Zahl der Todesopfer stieg weltweit auf über 3080. Die Epidemie erreichte inzwischen auch Millionenstädte wie New York und Moskau. In der EU wird das Ansteckungsrisiko nun als "moderat bis hoch" eingestuft.

In China kletterte die Zahl der Todesopfer am Dienstag um 31 auf 2943. Die Zahl der bestätigten Infektionen in der Volksrepublik stieg um 125 auf 80.151. Alle neuen Todesfälle und die meisten Ansteckungen sind in der Provinz Hubei zu beklagen, wo die Krankheit auch ausgebrochen war. In den anderen Ländern stieg die Zahl der Infektionen um über 1700 auf mehr als 10.130.

Iran Coronavirus
Bürger mit Schutzmasken in der iranischen Hauptstadt TeheranBild: picture-alliance/AA/F. Bahrami

Viele Tote im Iran

Allein der Iran gab zwölf weitere und damit insgesamt 66 Todesopfer sowie mehr als 500 neue Ansteckungsfälle bekannt. In keinem anderen Land außerhalb Chinas sind bislang so viele Menschen an der Lungenkrankeit COVID-19 gestorben. Die WHO schickte bereits ein erstes Flugzeug mit Ärzten, Epidemiologen und Labor-Spezialisten sowie Ausrüstung für den Kampf gegen die Epidemie. Das Expertenteam soll den iranischen Gesundheitsbehörden dabei helfen, das Virus zu diagnostizieren und zu bekämpfen. Auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien entsandten Ausrüstung und sagten eine Soforthilfe in Höhe von fünf Millionen Euro zu. Von US-Präsident Donald Trump angebotene Hilfen lehnte Teheran unterdessen als Akt der "Propaganda" ab.

Bei der Zahl der Infektionen ist Südkorea nach China das am stärksten betroffene Land. Am Montag meldeten die Behörden in Seoul 600 neue Infektionsfälle, die Gesamtzahl stieg damit auf 4812. 28 weitere Menschen starben. Rund 60 Prozent der Fälle in Südkorea stehen im Zusammenhang mit der Sekte Shincheonji. Die Stadtverwaltung von Seoul fordert deshalb Strafermittlungen gegen die Sekte und ihren Gründer Lee Man Hee, unter anderem wegen Mordes. Der 88-jährige Sektengründer entschuldigte sich nun für die Rolle der Religionsgemeinschaft bei der Verbreitung des Virus.

In Europa ist weiterhin Italien das am stärksten betroffene Land. Nach Angaben des Zivilschutzes wurden bis Montag über 2030 Infektionen verzeichnet. Die Zahl der Toten stieg um zwölf auf 52. Frankreich meldete 61 neue Infektionen sowie drei Tote. Der Pariser Louvre blieb den zweiten Tag in Folge geschlossen, weil die Museumsmitarbeiter Angst vor einer Ansteckung haben.

Drei weitere Bundesländer betroffen

In Deutschland legte die Zahl der erfassten Erkrankungen auf rund 170 zu. Erstmals wurde je ein Ansteckung mit Sars-CoV-2 aus den Bundesländern Brandenburg, Thüringen und Sachsen gemeldet. In Berlin, wo die erste Infektion am Sonntagabend bekannt geworden war, kamen zwei weitere Fälle hinzu. Die meisten Infektionen gibt es mit mehr als 90 in Nordrhein-Westfalen. Wegen der Epidemie wurde die Internationale Handwerksmesse in München abgesagt.

In den USA meldeten die Behörden inzwischen sechs Tote - allesamt im Westküstenstaat Washington. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo bestätigten zudem den ersten Infektionsfall in der Metropole. Er warnte, eine weitere Ausbreitung in der Finanzmetropole sei "unausweichlich". Auch in Moskau wurde ein erster Fall nachgewiesen. Erste Fälle bestätigten zudem Indonesien, Portugal, Andorra, Tschechien, Saudi-Arabien, Tunesien sowie der Senegal.

Etliche Events abgesagt

Neben Frankreich reagierten auch viele andere Länder mit der Absage von Großereignissen und weiteren Reisebeschränkungen auf die Ausbreitung des Virus. In Genf schloss der Sitz der Vereinten Nationen seine Türen für Besucher. Auch das EU-Parlament in Brüssel lässt vorerst keine Besucher mehr zu. Die Parlamentsarbeit soll aber weitergehen.

Mehrere Fluglinien wie British Airways, Ryanair oder Lufthansa strichen weitere Flugrouten in Risikogebiete. Bei anderen Routen reduzierten sie wegen fallender Nachfrage das Angebot. Nach einer Schätzung der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation könnten die Airline-Gewinne wegen des Virus weltweit um vier bis fünf Milliarden Dollar zurückgehen.

CSU-Chef Markus Söder plädiert wegen des Coronavirus für rasche Hilfen der Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft. "Wir müssen jetzt über Konjunkturpakete nachdenken", sagte der bayerische Ministerpräsident. Zu den Maßnahmen sollten deutlich niedrigere Energiepreise und Unternehmenssteuern, aber auch Investitionen gehören.

kle/ack (afp, dpa)