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Wie geht die Deutsche Welle mit generativer KI um?

19. September 2023

Künstliche Intelligenz verändert den Journalismus. Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge erklärt, wie die DW KI nutzen wird, und betont, dass künstliche Intelligenz nicht die Arbeit von Journalisten ersetzt.

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Symbolbild Deutsche Welle Logo
Bild: Marius Becker/dpa/picture alliance

Die Deutsche Welle feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Stets haben wir einen klaren Auftrag verfolgt: Wir bieten unserem Publikum vertrauenswürdigen, hochwertigen und unabhängigen Journalismus.

Gleichzeitig haben wir uns im Laufe der Jahrzehnte ständig weiterentwickelt, auf technische Entwicklungen schnell reagiert und auf Multimedialität gesetzt. Ob Radio, Fernsehen oder soziale Medien - wir sind da, wo unsere Nutzer sind. Und wir haben die Art und Weise, wie wir journalistisch arbeiten, immer wieder angepasst. Unsere hohen Qualitätsstandards aber sind unverändert geblieben.

Jetzt stehen wir vor der nächsten großen Veränderung. Generative KI ist eine disruptive Kraft. Viele Branchen werden erhebliche Veränderungen erleben oder erleben sie bereits, und der Journalismus ist da keine Ausnahme. Transparenz ist uns wichtig, deshalb möchte ich mit Ihnen Überlegungen zum Einsatz generativer KI in unserem Journalismus teilen.

Journalisten produzieren die Inhalte - nicht die KI

Generative KI wird die Arbeit unserer Journalistinnen und Journalisten nicht ersetzen. Wenn Sie DW-Inhalte lesen, sehen oder hören, können Sie sicher sein, dass Redakteurinnen und Redakteure der DW dafür verantwortlich sind.

Unsere Journalistinnen und Journalisten bürgen für die Qualität. Unser Bekenntnis zu Unabhängigkeit, Sorgfalt, Transparenz, Respekt, Meinungsvielfalt und Diversität gilt ohne Wenn und Aber.

DW Kommentatorenbild Manuela Kasper-Claridge
DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-ClaridgeBild: DW/R. Oberhammer

Gleichzeitig wollen wir erforschen, wie generative KI unsere Arbeit unterstützen kann. Die DW nutzt bereits einige KI-basierte Anwendungen. Sie helfen uns zum Beispiel große Datensätze für die Recherche zu analysieren oder unsere Beiträge von einer Sprache in eine andere zu übersetzen. Die Qualitätskontrolle leisten unsere Journalistinnen und Journalisten. Wir können KI nutzen, damit Inhalte von Suchmaschinen besser gefunden werden. In den sozialen Medien kann künstliche Intelligenz bei der schnellen Identifizierung von Hassreden unterstützen. KI-generierte Untertitel für Videos machen sie für eine viel größere Anzahl von Menschen zugänglich. Sinnvolle Anwendungen, die unsere journalistische Arbeit unterstützen.

Entscheidend ist, dass unsere Journalistinnen und Journalisten auch bei diesen Anwendungen immer die Qualität vor Veröffentlichung überprüfen und dass wir transparent über die Art und Weise informieren, wie wir künstliche Intelligenz nutzen.

KI-Chatbots, wie zum Beispiel ChatGPT, sind keine verlässlichen Informationsquellen. Sie können Ideen und Inspiration liefern, aber keine faktischen Informationen. Und KI-Chatbots machen schwerwiegende Fehler. Es gibt keine ausreichende Transparenz, von wo sie ihre Inhalte generiert haben. Wir werden Ergebnisse, von denen wir wissen, dass sie von einem Chatbot stammen, gründlich überprüfen. Und wir werden unsere Faktenchecks ausbauen. Denn durch den weltweiten Einsatz generativer KI wird Desinformation zunehmen. Es ist unsere Aufgabe als Journalisten, diese Desinformation zu entlarven.

KI-generierte Bilder

Wir sehen auch keinen Wert darin, fotorealistische Bilder zu veröffentlichen, die von KI generiert wurden. Wenn wir über KI-generierte Bilder berichten, die von anderen mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden, werden wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich nicht um echte Bilder handelt. Anders ist es, wenn es um Illustrationen oder Datenvisualisierungen geht. Hier kann der Einsatz von generativer KI helfen.

KI-Fälschungen: Wie man sich schützen kann

Herausforderungen und Chancen

Wir wissen, dass generative KI Gefahren birgt. Wir wissen, dass sie durchaus dazu beitragen kann, Desinformationen in einem viel größeren Ausmaß als bisher zu verbreiten. Wir wissen, dass die Datensätze, auf denen sie beruhen, die in der Gesellschaft vorhandenen Vorurteile widerspiegeln. Wir werden unsere Journalistinnen und Journalisten kontinuierlich darin schulen, diese Vorurteile zu erkennen. Wir werden auch die Datensicherheit und den Schutz der Privatsphäre bei der Nutzung von KI-Produkten und -Diensten sehr ernst nehmen.

Der sinnvolle Einsatz von KI kann allerdings auch eine Chance sein. Sie kann unsere Journalisten bei Standardaufgaben unterstützen und ihnen mehr Zeit geben. Zeit, um Geschichten vor Ort zu recherchieren und nah bei den Menschen zu sein. Zeit, um unterschiedliche Perspektiven einzuholen. Das ist der Journalismus, den unsere Nutzenden schätzen und den Maschinen niemals liefern können. Gut recherchiert, exklusiv, mit Themen, die den Menschen am Herzen liegen. Mit der Qualität, die die DW seit sieben Jahrzehnten bietet.