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Zwei ermordete Studenten identifiziert

Ofelia Harms Arruti17. September 2015

Österreichische Experten konnten durch eine innovative Methode der DNA-Analyse zwei der 43 Studenten identifizieren, die vor fast einem Jahr in Mexiko verschwunden waren. Die Angehörigen fordern weitere Ermittlungen.

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Mexiko Massengrab bei Cocula entdeckt
Bild: picture-alliance/dpa/R. Blackwell

Jhosivani Guerrero de la Cruz war erst 20 Jahre alt, als er vor zwölf Monaten in Iguala, im Bundestaat Guerrero, von der lokalen Polizei an eine Drogenbande überreicht wurde. Daraufhin wurde er nach offiziellen Angaben der mexikanischen Behörden von der kriminellen Bande "Guerreros Unidos" ermordet und verbrannt - genau wie 42 andere Lehramtsstudenten.

Lange suchten die Behörden nach den verschwundenen Studenten. Im November teilte die Staatsanwaltschaft dann mit, festgenommene Personen hätten bereits den Mord an den Studenten gestanden. Zwei Tage später wurden sechs Tüten mit verbrannten Knochenresten gefunden, die auf einer Müllkippe in Cocula, in der Nähe von Iguala, lagen.

Diese wurden an die Universität Innsbruck zur Analyse übergeben. Dort bestätigten die Gerichtsmediziner im Dezember, dass eine DNA-Probe von Alexander Mora Venancio stammte. Der Zustand der restlichen Proben hatte es unmöglich gemacht, weitere Studenten zu identifizieren.

Innovative Methode der DNA-Analyse

Am Mittwoch teilten die mexikanischen Behörden mit, die österreichischen Experten hätten einen weiteren Studenten identifizieren können. Die DNA von Jhosivani Guerrero de la Cruz konnte durch eine komplett neue Methode des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Innsbruck bestätigt werden. "Das ist der allererste Fall, in dem wir diese Methode anwenden. Deswegen hat es so lange gedauert", erklärt Walther Parson, Leiter des DNA-Forschungslabors, im Interview mit der DW.

Walther Parson Leiter DNA Forschungslabor Mexiko Studenten Verbrechen Universität Innsbruck
Walther Parson leitet das DNA-Forschungsinstitut in InnsbruckBild: Andreas Hofer/Ecowin

Aus den insgesamt 17 Proben, die von den mexikanischen Behörden an die Österreicher überreicht wurden, wiesen nur neun DNA-Reste vor. "Nur zwei davon entsprachen jedoch menschlicher DNA", so Parson. "Der Rest könnte von Tieren, Pflanzen oder Bakterien stammen."

Die Identifikation von Guerrero de la Cruz war nur durch diese neue Methode möglich. Beim sogenannten Primer-Extension-Capture-Verfahren werden noch kleinere DNA-Partikeln analysiert als bei den bisherigen Methoden. Nur so war es möglich, die beiden Studenten zu identifizieren.

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Die Angehörigen glauben nicht an die offizielle Version der BehördenBild: picture-alliance/dpa/Mario Guzman

Offene Fragen bleiben

Mit der Identifikation von Guerrero de la Cruz ist die Analyse in Österreich erstmals abgeschlossen. "Wir werden zwar weiterhin versuchen, die DNA der restlichen sieben Proben zu bestimmen, klar ist jedoch, dass diese keinem Menschen zugeordnet werden können", sagt Parson. Trotzdem haben sich die Experten um einen schnellen Zwischenbericht bemüht, da die mexikanischen Behörden "noch vor dem Jahrestag des Massakers am 26. September Ergebnisse präsentieren wollten." Diese wurden am Mittwochabend in Mexiko-Stadt auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben.

Die Version der Staatsanwaltschaft, die Studenten seien in der Müllkippe verbrannt worden, war in den letzten Monaten immer wieder durch verschiedene Experten in Frage gestellt worden. Auch die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) hatte zuletzt die offiziellen Ermittlungsergebnisse zurückgewiesen. Es sei physikalisch unmöglich, dass so viele Leichen in kurzer Zeit fast vollständig verbrannt worden seien, hieß es in ihrem Bericht.

Die Angehörigen der Opfer glauben nicht an die offizielle Version der Ereignisse und fordern weitere Ermittlungen. Nächste Woche will sich der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto mit den Eltern der Opfer und den Experten der Interamerikanischen Menschenrechtskommission treffen.