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Classic meets Jazz

27. März 2011

Die Musiker sprechen untereinander in drei Sprachen: Rumänisch, Deutsch und Englisch. Auch die Musikstile, die das Projekt "Classic meets Jazz" zusammenbringt, wirken wie unterschiedliche Sprachen.

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Flyer 'Classic meets Jazz' (Foto: culture to go)
Bild: culture to go

"Das Schöne an dieser Mischung zwischen neuer klassischer Musik und Jazz ist, dass man versucht, sich irgendwo in der Mitte zu treffen und genug Raum für Improvisation zu finden, um das Ganze doch organisch zu gestalten", sagt der Jazz-Musiker Nicolas Simion. Er hat das Projekt "Classic meets Jazz" ins Leben gerufen.

Der rumänischstämmige Künstler lebt seit 1997 in Köln. Mit klassischer Musik hat er sich schon seit der Schulzeit beschäftigt. In Bukarest studierte er an der Musikakademie und in den frühen 80er Jahren gründete er in Rumänien seine erste Band, die nach kurzer Zeit zur erfolgreichsten Jazzformation des Landes wurde.

Spannende Premiere

Die Kronstädter (Brasov) Philharmonie spielte in der Bundeskunsthalle Bonn (Foto: DW)
Jazz- und klassische Musiker spielen gemeinsamBild: DW

Das Projekt "Classic meets Jazz" ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Seine Idee, originelle Dialoge zwischen einer Jazz-Combo und einem Symphonieorchester zu erschaffen, entstand schon vor mindestens 25 Jahren, erinnert sich Nicolas Simion. Und das ist ihm auf meisterhafte Weise gelungen, zum Beispiel in seiner eigenen Komposition "Prayer". "Es ist eine Widmung für meine Mutter, die sehr religiös ist. Auch wenn ich keine Kirchenlieder zitiert habe, eher Stimmungen - diese Ruhe, den Glauben und die Hoffnung, die die Musik transportiert", beschreibt Nicolas Simion das Werk.

Auch für die Jazzmusiker aus der Nicolas Simion Group - Antonis Anissegos, Chris Dahlgren, Alan Jones, Florian Stadler und Norbert Scholly - ist das Projekt "Classic meets Jazz" eine spannende Premiere. "Das Besondere an dieser Sache ist, dass zum ersten Mal jeder aus der Gruppe - der Bassist, der Pianist, ich, also der Gitarrist, der Saxofonist und der Schlagzeuger - die Möglichkeit haben, eine Komposition für ein Orchester zu schreiben", sagt der deutsche Jazz-Gitarrist Norbert Scholly.

Faszination Jazz

Dirigent Sabin Pautza (Foto: DW)
Dirigent Sabin Pautza ist fasziniert von JazzBild: DW

In "Spiele IX" von Sabin Pautza finden sich melodisch-rhythmische Elemente der rumänischen Folklore wieder. Der rumänische Komponist Sabin Pautza war Ende der 80-er Jahre künstlerischer Leiter des ältesten Symphonieorchesters in Pennsylvania/USA. Er hat schon in den berühmtesten Konzertsälen der Welt - wie der Carnegie Hall in New York - eigene Kompositionen dirigiert.

Am 22. März leitete er das Konzert "Classic meets Jazz" in der Bundeskunsthalle in Bonn. Die Zusammenarbeit mit den Jazzmusikern und dem Symphonieorchester aus der rumänischen Stadt Brasov sei für ihn sehr spannend, sagt Pautza.

Vom Jazz war er schon immer fasziniert. "Weil man im Jazz so viel Phantasie braucht und immer spontan sein muss, um das selber mitzubringen, was nicht in den Partituren steht. Wir haben vor dem Auftritt in Deutschland dieses Konzert schon zwei Mal gespielt - und jedes Mal klingen die Improvisationen im Jazz anders."

Klassik und Jazz zusammen zu bringen, ohne dass das Ergebnis wie ein Stilbruch wirkt, ist eine große Herausforderung für Musiker. Das sagt auch der griechischstämmige Jazz-Pianist Antonis Anissegos, der heute in Berlin lebt. "Das ist eine Art Utopie - sich in der Mitte zu treffen, einerseits mit der Jazz-Combo, andererseits mit dem Orchester. Ich habe das gelöst, indem ich es vermieden habe, bekannte Stile zu verwenden. Ich habe nicht eindeutig einen Jazzstil oder klassischen Stil verwendet, sondern eine eigene Sprache gesucht und beide Ensembles in diese Welt eingeladen."

Das Projekt "Classic meets Jazz" ist erfrischend anders, geistvoll und voller innerer Spannung. Und es zeigt, dass gerade die Widersprüche von verschiedenen Stilen zu einer eigenwilligen Harmonie führen können.

Autoren: Alexandra Scherle / Robert Schwartz

Redaktion: Mirjana Dikic / Fabian Schmidt