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Immer mehr Geldwäsche mit Immobilien

29. Oktober 2012

Die Verdachtsfälle von Geldwäsche haben in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Ins Visier geriet vor allem die Immobilienbranche. Das Bundeskriminalamt sieht bei den Ermittlungen erheblichen Nachholbedarf.

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Modellhaus, darunter Geld in Münzen (Symbolbild: Fotolia)
Bild: Fotolia

In Deutschland sind im vergangenen Jahr so viele Geldwäsche-Verdachtsfälle gemeldet worden wie noch nie: Die zuständige Zentralstelle Financial Intelligence Unit (FIU) beim Bundeskriminalamt (BKA) zählte knapp 12.900 Anzeigen nach dem Geldwäschegesetz - vor allem von Banken und Versicherungen. Die Zahlen präsentierten das Bundeskriminalamt (BKA) und die Bankenaufsicht Bafin in Wiesbaden. Nach den Worten von BKA-Chef Jörg Ziercke sind dies 17 Prozent oder rund 1800 Fälle mehr als 2010. Dies bedeute einen Höchststand seit Inkrafttreten des Geldwäschegesetzes im Jahr 1993. Als Geldwäsche gilt es, wenn illegal erworbene Vermögenswerte wieder in den Geldumlauf gebracht werden, um ihre Herkunft zu verschleiern.

Zweistelliger Milliardenbetrag – jedes Jahr

In rund 44 Prozent der untersuchten Fälle wurde der Verdacht einer Straftat erhärtet. Und trotzdem: Der Kampf von Polizei und Finanzaufsicht gegen internationale Geldwäsche steckt in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen. Der Leiter der FIU, BaFin-Direktor Michael Dewald, schätzt das Volumen des Geldes, das durch Transaktionen in, nach oder über Deutschland jedes Jahr gewaschen wird, auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Die Kanäle, über die Geld gewaschen wird, sind vielfältig. Ins Visier der Ermittler und Finanzaufseher geriet nun die Immobilienbranche. Einer Studie habe gezeigt, dass die Marktteilnehmer hier noch zu wenig dafür sensibilisiert seien, aus welchen Quellen die investierten Gelder kämen. Somit könne viel Geld aus kriminellen Quellen in Gebäude und Anwesen fließen. BKA-Chef Ziercke kündigte an, seine Ermittler würden "aktiv auf den Immobiliensektor zugehen".

Doch nicht einmal bei allen Banken sieht die Finanzaufsicht BaFin ausreichend Aufmerksamkeit für mögliche Geldwäsche. Vor allem von Sparkassen und Genossenschaftsbanken registrierte die Behörde auffällig wenige Meldungen. Hier wolle man nun mit stichprobenartigen Sonderprüfungen "den Blick schärfen".

Kein Verständnis für die Gefahren

Seit dem vergangenen Jahr kann die Aufsichtsbehörde nicht nur Banken, sondern auch andere Stellen beaufsichtigen, die Bargeld in Gutscheine oder andere, vor allem online nutzbare Zahlungsmittel tauschen. So werden etwa an Tankstellen Gutscheine verkauft, mit denen im Internet eingekauft, gespielt oder gewettet werden kann. Eigentlich müssten sich deren Käufer ausweisen. Vielen der Vermittler fehle aber das Verständnis für die Gefahren, die mit diesem "elektronischen Geld" verbunden seien. Die BaFin kündigte an, sie werde auch Instituten verstärkt auf die Finger schauen, die Zahlungsströme für Glücksspiele im Internet abwickelten.

BKA-Präsident Ziercke warnte Bürger nochmals davor, sich als sogenannte Financial Agents missbrauchen zu lassen. Dabei stellen Personen ihr Privatkonto für Geld-Überweisungen ins Ausland zur Verfügung - gegen Provisionen. Tatsächlich werde damit aber in vielen Fällen Geldwäsche verdeckt, und den Beteiligten drohe ein Prozess.

Im Bereich Terrorismus gab es 2011 insgesamt 194 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen, davon seien noch 35 Fälle in Bearbeitung. 210 Fälle von Geldwäsche standen im Zusammenhang mit der Organisierten Kriminalität.

hp/GD (rtr, dpa, afp dapd)