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In Baum und Borke investieren

Anne Bohlmann22. Dezember 2013

Bäume pflanzen, Geld verdienen und den Regenwald schützen – das versprechen die Angebote vieler Finanzdienstleister. Doch das wirtschaftliche Risiko ist hoch, der Nutzen für die Umwelt fraglich.

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Costa Rica, Visionswald – Landschaft / Wald
Bild: Ruth Krause

Teak-Plantagen in Costa Rica, Mahagoni-Farmen in der Dominikanischen Republik, Eukalyptus-Pflanzungen in Südafrika: Auf der ganzen Welt können Anleger in Forstflächen investieren und – so hoffen sie – aus Holz Kapital schlagen. Mit Regenwald-Renditen und Baumspar-Verträgen werben Finanzdienstleister um Kunden. Ihre Hochglanz-Broschüren und Internet-Auftritte prophezeien „grüne Erträge“, „hundert Prozent Sicherheit“ und „einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz“, Fotos von exotischen Tieren wie Jaguar und Tukan sowie üppiger Vegetation suggerieren eine intakte Natur. Bäume pflanzen, Tropenwald schützen und dabei auch noch Geld verdienen, das ist das Versprechen, das die Anbieter verkaufen.

Eine Teakholz-Plantage (Foto: CC BY NC ND 2.0: Amber Karnes/flickr: Quelle: http://www.flickr.com/photos/ambernussbaum/2585281362/ Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/ +++CC 2.0)
Edelhölzer wie Teak sind beliebte Geldanlagen. Teak-Bäume wachsen wie Bohnenstangen in die Höhe und sind leicht zu pflegen. Allerdings ist bei Plantagen-Bäumen der Verschnitt groß.Bild: CC 2.0/ Amber Karnes

Sie sind damit am Puls der Zeit. Seit einigen Jahren haben grüne Geldanlagen an Attraktivität gewonnen, Nachhaltigkeit liegt im Trend, Investitionen in Land- und Forstwirtschaft sind beliebt. Insbesondere im Zuge der Finanzkrise wurden mehr und mehr Angebote geschaffen, in Wald und Forst zu investieren. Denn Holz gilt als krisenfest und wertbeständig, es wächst und wächst unabhängig vom Auf und Ab der Märkte. Zugleich steigt – in Zeiten, in denen die natürlichen Waldressourcen schwinden – die globale Nachfrage nach Holz.

Wer in Forst investieren möchte, kann zwischen verschiedenen Modellen wählen: Neben der direkten Investition, wie dem Kauf von Bäumen, können Anleger sich indirekt, beispielsweise über die Beteiligung an einem Fonds, am Markt engagieren. Einige Unternehmen erwerben Grundstücke, um darauf Bäume anzupflanzen, später wird das Holz geerntet und verkauft. Zum Teil werden hier auch Klimazertifikate vermarktet. Andere Anbieter kaufen bestehende Wälder auf, um sie zu erhalten und zu bewirtschaften. Je nach Angebot erwerben die Anleger entweder das Grundstück inklusive Baumbestand oder die Bäume ohne Rechte am Grund.


Monokulturen: „Die haben mit Wald nur gemein, dass sie Schatten werfen“

Regenwald auf Puerto Rico (Foto: CC BY NC 2.0: Piclsa/flickr: Quelle: http://www.flickr.com/photos/isaspictures/2822814623/ Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/)
Wälder bedecken weltweit fast vier Milliarden Hektar Landfläche, die größten sind in Russland, Brasilien, Kanada und den USA.Bild: CC 2.0/Piclsa

Gemein ist allen Investitionsmöglichkeiten: Das Kapital ist langfristig gebunden. Etwa zwanzig Jahre laufen die Verträge in der Regel, erst dann wird klar, ob sich die Anlage wirtschaftlich gelohnt hat. Da viele Plantagen in den vergangenen Jahren angepflanzt wurden, gibt es bisher kaum Erkenntnisse über Erfolg und Misserfolg der Projekte. So mancher Anbieter wirbt mit zweistelligen Rendite-Erwartungen, doch, so der Forstwissenschaftler Thomas Knoke von der Technischen Universität München: „Das ist reine Spekulation.“ Die Berechnungen basieren oft auf äußerst optimistischen Annahmen, beispielsweise wird dabei die Entwicklung des Holzpreises mit sehr hohen Zuwächsen angesetzt. Zudem ist ein Teil der Gewinne nicht auf die Bäume selbst, sondern auf die Wertsteigerung der Böden zurückzuführen. Dazu kommt: Der Wald ist ein natürliches System, mit allen Unwägbarkeiten. Stürme, Insekten, Krankheiten - „Wenn das passiert, ist das Investment weg“, sagt Forstwissenschaftler Jörg Schweinle vom Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie.

Eine Eukalyptusplantage in Südafrika (Foto: CC BY NC ND 2.0: Chris Lang/flickr: Quelle:http://www.flickr.com/photos/chrislang/84803132/ Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/)
Plantage ist nicht gleich Plantage: Besonders industrielle Großplantagen setzen der Natur stark zu.Bild: CC 2.0/Chris Lang

Neben hohen Renditen werben die Anbieter auch mit einem Plus für die Umwelt. Viele Angebote haben einen grünen Anstrich. Besonders ökologisch geht es vor Ort aber oft nicht zu. 'Waldinvestment' ist für den Forstwirt László Maráz vom Forum Umwelt und Entwicklung deshalb ein irreführender Begriff, handelt es sich bei den Anpflanzungen doch häufig um groß angelegte Plantagen in Monokultur: „Die haben mit Wald nur gemein, dass sie Schatten werfen“, sagt László Maráz. Monokulturen bringen hohe Erträge, können die vielfältigen Funktionen eines Waldes – wie den Schutz der Biodiversität, der Böden und des Wasserhaushalts – aber nicht erfüllen, Artenarmut und Bodendegradation sind nur zwei der möglichen Folgen.

Bestimmte Arten sind dabei besonders problematisch: So braucht Eukalyptus sehr viel Wasser; auf großen Flächen angepflanzt, senkt der Baum den Grundwasserspiegel und laugt die Böden aus. Das haben unter anderem Plantagen in Brasilien und Südafrika gezeigt. Die sinnvollere Alternative: Statt auf Monokulturen auf Mischwälder setzen, und mit Büschen und verschiedenen Baumarten eine kleinteilige Struktur schaffen. Das hat sich im Feld bewährt.


Auch Zertifikate sind keine Garantie für Nachhaltigkeit


Luftaufnahme eines Mischwaldes (Foto: CC BY SA 3.0: Hjanko/flickr: Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mischwald_im_Herbst.jpg?uselang=de Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)
Artenreiche Mischwälder sind weniger anfällig für Schäden als Monokulturen.Bild: CC 3.0/ Hjanko

Wie ökologisch ein Forst zu bewerten ist, hängt auch von der Konkurrenz mit anderen Nutzungen ab. Wenn Flächen für den Anbau von Lebensmitteln verloren gehen, weil hier Bäume als Investment gepflanzt werden, ist das nicht vertretbar. Weniger problematisch ist es jedoch, wenn eine Plantage zuvor lediglich als Viehweide genutzt wurde oder degradierte Flächen neu bewirtschaftet werden. Um ethisch korrekt zu investieren, spielen auch die sozialen Folgen der Geldanlage eine Rolle: Beispielsweise ob Menschen von ihrem Land vertrieben wurden oder ob eine Plantage Arbeitsplätze schafft.

Klar ist, Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen, ist schwierig: „Nachhaltig sind kaum zehn, zwölf Prozent Rendite zu erzielen“, sagt Thomas Knoke, „die Bäume wachsen nicht in den Himmel.“ Wie vertrauenswürdig ein Angebot ist, sollten Anleger deshalb genau prüfen. Anhaltspunkte können sein, wie transparent ein Anbieter sich präsentiert, ob auf Risiken hingewiesen wird, und ob Versicherungen bestimmte Ausfälle abfangen.

Wie nachhaltig eine Investition ist, darauf kann eine Zertifizierung von Plantagen Aufschluss geben, am weitesten verbreitet sind das FSC-Siegel und das industrienähere PEFC-Siegel. Allerdings sind auch Siegel keine Garantie für eine ökologische und nachhaltige Waldnutzung, sagt László Maráz: „Es werden gute Plantagen zertifiziert, es werden auch katastrophale Plantagen zertifiziert.“ Wirklich sicher ist nur, wer selber pflanzt.