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… dass es fließt zwischen Kopf und Herz: der Nothelfer Blasius

12. Juli 2014

Die katholische Tradition kennt die 14 Nothelfer: Heilige, die den Menschen beistehen sollen. Dieser Beistand ist heute keineswegs überholt, so jedenfalls die Meinung von P. Heribert Arens von der katholischen Kirche.

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Der Heilige Blasius Deckengemälde
Der Heilige Blasius, DeckengemäldeBild: picture alliance/Yvan Travert/akg-images

Einer meiner theologischen Lehrer sagte uns Studenten gelegentlich augenzwinkernd: Meine Herren, der Herrgott hat Ihnen den Kopf nicht nur zum Haareschneiden gegeben. Damit wollte er uns erinnern, dass er Kopfarbeit von uns erwartete: Benutzt Euren Verstand, dafür hat der Schöpfer ihn euch gegeben.

Der Kopf ist nach gängiger Meinung der Sitz des Verstandes.

Ähnlich wichtig ist ein anderes Organ: Das Herz. Es pumpt das Blut durch die Adern, ist dadurch die Quelle des Lebens. Doch das Herz ist mehr als eine Pumpe. Immer schon hat man das Herz als den Ort im Körper empfunden, in dem die Gefühle wohnen. Wir sagen „Herzlichen Glückwunsch“. Wenn das keine abgedroschene Formel ist, dann kommt dieser Wunsch wirklich von Herzen, ist Ausdruck von Zuneigung und positiven Gefühlen für einen anderen. Erfreuliche Ereignisse lassen unser Herz höher schlagen, während uns das Herz stockt, wenn Erschreckendes uns überfällt. Im Herzen ist die Liebe des Menschen daheim, und wenn zwei sich „herzen“, sprechen sie die Sprache des Herzens, die warm ist, die einfach glücklich macht. Im Herzen ist die Liebe zu Hause.

Nun ist es gut, wenn Kopf und Herz eines Menschen in lebendigem Austausch stehen. Es ist gut, wenn das, was durch die Eingangstore der Sinne in meinen Kopf kommt, mich ans Nachdenken bringt, aber auch mein Herz berührt. Und wenn es zunächst mein Herz berührt, ist es gut, wenn es dann auch mit meinem Verstand in Kontakt kommt. Ist das nicht der Fall, habe ich es mit reinen Kopfmenschen zu tun oder mit reinen Herzmenschen.

Bei den einen geht nichts vom Kopf ins Herz. Sie analysieren in aller Nüchternheit, sie denken,philosophieren und reden gescheit daher. Sie lassen sich aber nicht von dem berühren, was sie sehen. Das ist ihnen fremd. Herz-Menschen dagegen reagieren auf das, was sie sehen, zunächst mit dem Herzen. Aber das, was sie sehen, bringt sie nicht ans Denken. Dann tun oder reden sie manchmal Dinge, die gut gemeint sind, aber nicht helfen. Nicht umsonst sagt man gelegentlich mit wenig wertschätzendem Unterton: „Die Gute!“, „der Gute!“. Da würde es nicht schaden, wenn sich zum Herzen auch der Verstand gesellen würde. Die Engstelle zwischen Kopf und Herz ist der Hals. Ist es dort eng, dann fließt nichts zwischen Kopf und Herz, zwischen Herz und Kopf. Das ist eine schlimme Halskrankheit!

Ich lebe in Oberfranken in Vierzehnheiligen, am Wallfahrtsort der vierzehn Nothelfer. Einer von ihnen ist der heilige Blasius. Aus seinem Leben wird erzählt, dass er einen Jungen geheilt hat, dem eine Fischgräte im Hals steckengeblieben war und der daran zu ersticken drohte. Darum verehrt ihn die Volksfrömmigkeit als Helfer bei Halskrankheiten. Sicher ersetzt dieser Heilige nicht den Hals-, Nasen- Ohrenarzt. Ob er bei der beschriebenen Halskrankheit helfen und die Engstelle weiten kann? Das wäre wahrhaftig eine Hilfe, damit es fließen kann zwischen Kopf und Herz – und zwischen Herz und Kopf.

Wenn ich einen Menschen in Not sehe, dann sollte er nicht nur mein Herz anrühren, sondern das Herz sollte beim Verstand anfragen, was diesem Menschen jetzt wirklich helfen kann; dann analysiert mein Verstand nicht nur haarscharf, was die Ursachen dieser Not sind, sondern das Erkannte rührt auch mein Herz und meine Hände. Oder dieser Mensch in Not bringt mich ins Nachdenken und beschäftigt meinen Verstand. Dann wäre es gut, wenn der Verstand auch beim Herzen anklopft. Da will ich einen Patron für Halskrankheiten, einen heiligen Blasius, gern beanspruchen und ihn bitten, dass er die Engstelle weitet, damit es fließt zwischen Kopf und Herz und zwischen Herz und Kopf.

Jesus von Nazareth war so ein Mensch, bei dem Kopf und Herz in einem lebendigen Austausch standen. Er ließ sich von menschlichem Leid berühren und fragte gleichzeitig: Was willst du? Was soll ich dir tun? Kopf und Herz – es braucht beide. Ob der heilige Blasius die Engstelle weiten kann? Es wäre heilsam!

Pater Heribert Arens OFM Geismar Kloster Hülfensberg
Pater Heribert Arens ofmBild: Heribert Arens

Zum Autor:

P. Heribert Arens ist Franziskaner und lebt im Franziskanerkloster Vierzehnheiligen in Oberfranken. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher, insbesondere zu Predigt und Spiritualität. Außerdem ist er Mitarbeiter bei der Zeitschrift „Der Prediger und Katechet“ und Mitglied im Kuratorium für den Deutschen Predigtpreis.