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Ab wann herrscht Krieg?

Sven Pöhle8. August 2014

Ob Syrien, Ukraine oder Gaza - von Krieg ist im alltäglichen Sprachgebrauch schnell die Rede. Doch ab wann herrscht eigentlich Krieg und welche Regeln gelten? Ein Überblick.

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Zusammenstöße bei Räumung des Maidan in Kiew (Foto: SERGEI SUPINSKY/AFP/Getty Images)
Bild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) definiert Krieg qualitativ als gewaltsamen Massenkonflikt, der drei Merkmale aufweisen muss:

Mindestens eine der beiden Konfliktparteien muss eine reguläre Streitkraft einer Regierung sein. Die Konfliktparteien müssen zumindest teilweise zentral organisiert sein und die Kämpfe müssen eine gewisse Kontinuität aufweisen.

Das "Correlates of War"-Projekt der Universität Michigan nutzt einen quantitativen Ansatz zur Definition: Die Zahl der getöteten Kombattanten bei gewaltsamen Auseinandersetzungen muss pro Jahr die Zahl 1000 überschreiten. Die schwedische Uppsala-Universität schließt in ihrer Definition auch zivile Todesopfer direkter physischer Gewalt ein. Präzise Daten zu den Opfern zu erheben ist zwar häufig schwierig. In der Ukraine und in Gaza beispielsweise sind diese Schwellenwerte jedoch inzwischen überschritten. In Syrien sind sie dies schon lange. Nach wissenschaftlicher Definition kann man daher von Krieg in diesen Ländern sprechen. Die rechtliche Definition ist allerdings anders.

Gibt es einen Unterschied zwischen "Krieg" und "bewaffnetem Konflikt"?

Ein Konflikt ist - völkerrechtlich betrachtet - erst dann ein Krieg, wenn zumindest eine der kriegführenden Parteien diesen auch zu einem Krieg erklärt hat. In der Praxis kommt dies nur selten vor. Der Begriff des Krieges ist daher in der völkerrechtlichen Praxis fast vollständig durch den Begriff des bewaffneten Konflikts abgelöst worden. So sollen die in den Genfer Konventionen und der Haager Landkriegsordnung verankerten Grundsätze auch gelten, ohne dass eine förmliche Kriegserklärung abgegeben wurde. Die kriegsrechtlichen Regeln legen den kriegsführenden Parteien Beschränkungen hinsichtlich der Art und Weise der Kriegsführung auf und dienen dem Schutz von Personen, die nicht oder nicht mehr an den Feindseligkeiten teilnehmen, beispielsweise Zivilisten oder gefangenen Soldaten.

Hat sich der Krieg verändert?

Klassische zwischenstaatliche Kriege gab es vor allem in den vergangenen Jahrhunderten. Inzwischen werden sie vielfach als "historisches Auslaufmodell" bezeichnet. Verschwunden ist der Krieg damit aber nicht. Heutzutage dominieren Konflikte, in denen sich staatliche Streitkräfte und Aufständische innerhalb eines Staates gegenüber stehen. Diese Konflikte werden sowohl innerstaatlich als auch über bestehende Staatsgrenzen hinaus ausgefochten. Es gibt darüber hinaus auch Konflikte zwischen nichtstaatlichen Akteuren, die unabhängig von bestehenden Grenzen geführt werden.

Wie viele bewaffnete Konflikte gibt es derzeit?

Das International Institute for Strategic Studies zählt aktuell 41 bewaffnete Konflikte in der Welt. Dazu gehören unter anderem die Konflikte in der Ukraine, Israel und Palästina und Syrien aber auch beispielsweise jene in Libyen, Zentralafrika oder Afghanistan.