1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Junge Frau in Afghanistan gesteinigt

3. November 2015

Ein Video aus Afghanistan weckt die Erinnerung an die düstere Zeit unter der Taliban-Herrschaft: Eine junge Frau wird gesteinigt. Der Grund: Sex vor der Ehe. Menschenrechtler sind entsetzt.

https://p.dw.com/p/1Gz6S
Afghanische Frauen (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

Auf dem Video, das sich in sozialen Netzwerken verbreitete, ist zu sehen, wie die etwa 20-jährige Rochsahana in einem Erdloch steckt, während Männer mit Turbanen ohne jede Gemütsregung Steine auf sie werfen. Mit lauter und immer höher werdender Stimme wiederholt die Sterbende unter dem Steinhagel das muslimische Glaubensbekenntnis.

Afghanische Behördenvertreter bestätigten die Echtheit der 30 Sekunden langen Aufnahme. Rochsahana wurde vor einer Woche vor Firoskoh gesteinigt, der Hauptstadt der zentralen Provinz Ghor. Die Gouverneurin von Ghor, Seema Dschojenda, verurteilte die grausame Hinrichtung. Neben den radikalislamischen Taliban hätten sich "örtliche Religionsführer und verantwortungslose bewaffnete Kriegsherren" daran beteiligt.

Liebhaber kommt mit Auspeitschung davon

Rochsahana war von ihrer Familie gegen ihren Willen mit einem Mann verheiratet worden, dann aber mit einem anderen Mann in ihrem Alter "durchgebrannt", wie Gouverneurin Dschojenda erklärte. Nach Angaben ihres Sprechers kam der Liebhaber mit einer Auspeitschung davon. Die Region wird von den Taliban kontrolliert. Dschojenda, eine von nur zwei afghanischen Frauen auf Gouverneursposten, forderte ein Einschreiten Kabuls in der Region. "Das ist der erste Vorfall in dieser Gegend, aber es wird nicht der letzte sein", warnte die Politikerin.

"Es ist unglaublich, dass die afghanische Regierung eine solche Tat zulässt", kritisierte die Frauenrechtsaktivistin Mayram Muhammadi. Die Behörden würden dem Fall nachgehen, sobald die Region wieder unter Kontrolle der Regierung sei, sagte der Polizeichef von Ghor, Mustafa Mohseni.

Gewalt gegen Frauen weit verbreitet

Trotz Reformen seit dem Sturz der Taliban 2001 ist Gewalt gegen Frauen in der afghanischen Gesellschaft weit verbreitet. Im März war eine Frau mitten in Kabul verprügelt und dann angezündet worden, weil ihr fälschlicherweise vorgeworfen worden war, sie habe einen Koran verbrannt. In einem Video vom September aus Ghor ist eine vollständig verschleierte Frau zu sehen, die von einem alten Mann mit Turban vor zahlreichen Zuschauern ausgepeitscht wird. Sie soll außerehelichen Sex gehabt haben.

Unter der Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 waren öffentliche Hinrichtungen und Auspeitschungen häufig. Die Aufständischen bezogen zu dem nun aufgetauchten Video zunächst keine Stellung.

cr/uh (dpa, afp)