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Wer bietet mehr?

14. Februar 2002

Das Rennen um die Übernahme von Beteiligungen des Kirch-Konzerns wird spannend. Neben verschiedenen Großbanken zählen offenbar auch der Berlusconi-Sender Mediaset und Bernie Ecclestone zu den Interessenten.

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Teil der Kirch-Gruppe ist die Senderfamilie ProSieben.Sat1Bild: AP

Im Rettungsverfahren um den hochverschuldeten Medienkonzern Kirch zeichnen sich neue Allianzen ab. Die Dresdner Bank und die HypoVereinsbank wollen nach verschiedenen Medienberichten nun offenbar gemeinsam für den Anteil von Kirch am Axel Springer Verlag bieten. Ein Großteil des 40-prozentigen Pakets soll nach der Übernahme durch die Finanzhäuser an der Börse platziert werden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Der Kirch-Konzern steckt seit Wochen in einer finanziellen Krise. Das Medien-Unternehmen muss in den nächsten Monaten mehrere Großkredite bezahlen, ist aber selbst mit bis zu sechs Milliarden Euro verschuldet. Um die Kredite begleichen zu können, sollen Beteiligungen verkauft werden.

Banken bieten gemeinsam für Springer-Anteil

Bislang hatten beide Banken getrennt Interesse an dem Kauf gezeigt. Um einen Bieterwettbewerb für die Beteiligung am größten europäischen Pressekonzern zu verhindern, habe man sich nun zusammen getan, heißt es in Medienberichten. Die HypoVereinsbank war bisher bereit, 1,1 Milliarden Euro für den Anteil an Europas größtem Pressehaus zu zahlen. Der Zusammenschluss der beiden Banken und das weitere Vorgehen seien mit Kirch und der Springer-Hautptaktionärin Friede Springer besprochen worden, hieß es.

Eine Entscheidung über die Zukunft von Kirch wollen die Gläubigerbanken nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" bis Samstag fällen. Trotz der Allianz von HypoVereinsbank und Dresdner Bank ist nach Medienberichten auch die Deutsche Bank weiter im Rennen. Das größte deutsche Geldinstitut habe für Donnerstag ein Treffen von Kirch-Gläubigern arrangiert. Kirch hat seinen Anteil an Springer für einen Kredit über 700 Millionen Euro an die Deutsche Bank verpfändet.

Berlusconi-Sender an Kirch-Beteiligung interessiert

Unterdessen bestätigte ein Kirch-Sprecher Gespräche mit dem italienischen TV-Konzern Mediaset über einen Verkauf des 25 Prozent-Anteils von Kirch am spanischen Fernsehsender Telecinco. Mediaset gehört zum Medienimperium des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Zudem erscheint auch ein Verkauf der Kirch-Rechte an der Formel 1 möglich. Medienberichten zufolge erwägt der Gründer des Rennsportereignisses, Bernie Ecclestone, die Formel 1 von Kirch zurückzukaufen.

Der Kirch-Konzern ist mit rund fünf bis sechs Millionen Euro verschuldet. In den nächsten Monaten sind mehrere Einzelforderungen in jeweils dreistelliger Millionenhöhe fällig. Größtes Problem ist die angekündigte Forderung von Rupert Murdoch, der an Kirchs Bezahlfernsehen Premiere World beteiligt ist. Der US-australische Medienunternehmer kann diesen Anteil ab Oktober zu Geld machen. Damit müsste Kirch voraussichtlich zwischen 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Murdoch bezweifelt, dass Kirch dies kann und ließ in München bereits die Kirch-Bücher für einen möglichen groß angelegten Einstieg durchleuchten. (mik)