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Die Deutschen werden immer reicher

19. Oktober 2016

Die Sparzinsen sind im Keller, an den Börsen geht es oft turbulent zu. Da geben die Deutschen ihr Geld doch lieber aus. Trotzdem steigt das Geldvermögen der Bundesbürger auf einen neuen Bestwert.

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Deutschland Kursgewinne treiben Geldvermögen weltweit auf Rekordhöhe
Bild: picture-alliance/dpa

Mit insgesamt 5,4 Billionen Euro zum Ende des zweiten Quartals besitzen die deutschen Privathaushalte ein so hohes Geldvermögen wie noch nie, wie die Bundesbank am Mittwoch mitteilte. Hinter dem Zuwachs um 0,8 Prozent gegenüber dem ersten Jahresviertel stehen unter anderem zunehmende Investments in risikoarme Anlagen. Besonders gut betuchte Deutsche haben dabei ihren Reichtum häufig nicht selbst verdient, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht.

Die neuen Daten der Bundesbank zeigen, dass die Deutschen bei ihren Investments eher das Risiko scheuen. Sie setzen etwa auf Sichteinlagen, also auf kurzfristig angelegtes und zeitnah verfügbares Geld. Aber auch Anteile an Investmentfonds gewinnen an Bedeutung - dabei wurden laut Bundesbank vor allem Renten- und Immobilienfonds gekauft. Beim Engagement in deutsche Aktien mussten Bewertungsverluste hingenommen werden. Das Investment in klassischen Spareinlagen sank im zweiten Quartal wegen der anhaltend niedrigen Zinsen.

Laut DIW kamen etwa drei Viertel der besonders Vermögenden in Deutschland im Alter von mindestens 40 Jahren bereits in den Genuss einer Schenkung oder Erbschaft - 18 Prozent sogar von zweien oder mehr. Befragt nach den Gründen für ihren Reichtum gaben zwei Drittel dementsprechend Erbschaften und Schenkungen an, gefolgt von Selbstständigkeit beziehungsweise Unternehmertum. Jede fünfte reiche Frau nannte Heirat als Hauptgrund. Als "hochvermögend" gelten Haushalte, die mindestens eine Million Euro frei verfügbar haben.

Neue Zahlen bergen politischen Zündstoff

Die Ergebnisse der Studie könnten die politische Diskussion befeuern. "Ein Überdenken der gegenwärtig milden Erbschafts- und Schenkungssteuer halte ich persönlich für sinnvoll", sagte DIW-Experte Markus Grabka. "In Deutschland ist die Vermögensungleichheit besonders hoch, und die Erbschaftssteuer kann da als Korrekturinstrument dienen." Die jüngste Reform gewährleiste dies aber nicht und packe grundlegende Probleme nicht an.

Die jahrlang umstrittene Novelle der Erbschaftsteuer wurde Mitte Oktober unter Dach und Fach gebracht. Im Kern geht es dabei um die Neufassung der Steuerprivilegien für Betriebserben. Diese müssen auch künftig keine Erbschaftsteuer zahlen, wenn sie den Betrieb und die Arbeitsplätze erhalten. Die Hürden dafür werden aber höhergelegt, weil das Verfassungsgericht eine Überprivilegierung bemängelt hatte.

zdh/hb (rtr, dpa)