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Im Zentrum der Fitnesswelt

7. April 2017

Die Fitnessmesse FIBO in Köln stellt neben Klassikern wie Laufen und Aerobic viele neue und ungewöhnliche Sporttrends vor - zum Beispiel Trommeln und Trampolin-Springen. DW-Reporterin Carla Bleiker hat alles ausprobiert.

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FIBO in Köln
Bild: DW/C. Bleiker

Es ist wieder soweit: Zum 33. Mal findet die FIBO, die größte Fitnessmesse der Welt, statt. Von Donnerstag bis Sonntag präsentieren 1000 Austeller aus 42 Ländern Trendsportarten, Proteinshakes und Trainingsgeräte in den Messehallen von Köln. Für Bodybuilder und Fitnesstrainerinnen ist es wie Weihnachten und Geburtstag zusammen - für den Normalverbraucher nicht unbedingt.

"Dieses Wochenende kannst du in Köln nicht weggehen. In Restaurants, Clubs, überall sind nur diese super durchtrainierten Menschen", beschwert sich eine Freundin von mir.

Die sportlichen Menschen dominieren vor allem die Messehallen. Nirgendwo sonst findet man so viele fitte Menschen versammelt. Aber ich mische mich in Trainingshose und Sportjacke trotzdem unters Volk und hoffe nicht allzu sehr aufzufallen.

Feiern als Sport

Eine Trendsportart, die auf der FIBO ihre Deutschlandpremiere feiert, ist Clubbercise. Das Gruppen Workout ist eine Mischung aus Aerobic und Tanzen - Clubbercise ist ein Mix aus "Clubbing" und "Exercise".

"Man verbrennt Kalorien, aber es fühlt  sich an, als ob man in einem Nachtclub feiert" erklärt Claire Burlison Green, die den Sport 2014 in England mit ein paar Freundinnen erfunden hat.

Das Besondere: Clubbercise findet im Dunkeln statt. Für Sicht sorgen nur bunte Diskolichter und die zwei blitzenden Leuchtstäbe ("Glowsticks"), die jeder Teilnehmer bekommt. In der großen Messehalle funktioniert das natürlich nicht, deswegen kommt auch keine richtige Nachtclub Atmosphäre auf. Aber in Fitnessstudios mit Kursräumen kann ja in einzelnen Bereichen das Licht gedimmt werden.

Ebenfalls in einem Nachtclub verordnen würde man die Sportarten des ODPS, der Organisation des deutschen Pole Sports. Sie haben in ihrem Bereich der Halle einige Stangen aufgestellt, die bei vielen Besuchern Assoziationen an leicht bekleidete Tänzerinnen wecken.

Die dreifache deutsche Meisterin im Pole Dancing Irina Mauch zeigt aber, dass es bei dem Sport nicht ums aufreizende Räkeln an der Stange geht. Stattdessen sind Gefühl für die Musik, Ausdauer und Muskelkraft gefragt.

FIBO in Köln
Irina Mauch hat schon dreimal die deutsche Meisterschaft im Pole Dance in der Kategorie Double gewonnen. Aber nicht mit Kumpel Hamed, sondern mit einer Freundin.Bild: DW/C. Bleiker

"Wir wollen dem Vorurteil begegnen, dass man fürs Pole Dancing nackt sein muss", sagt Mauch. "Wir zeigen den Messebesuchern, dass wir auch in Klamotten was machen können."

Die Stangen stehen nicht nur zu Lande, sondern auch im Wasser. Zum ersten Mal hat die FIBO dieses Jahr ein Schwimmbecken, in dem Interessierte verschiedene Aqua Fitness Kurse ausprobieren können.

Neben den üblichen Aerobic-ähnlichen Angeboten gibt es hier auch acqua pole. Bei den Versuchen der drei Kursteilnehmer, sich nur mit den Armen an der Stange festzuhalten, während die Beine unter Wasser in Bewegung bleiben, spritzen die Wellen fast bis auf die neugierigen Zuschauer am Rand des Pools.

Trommeln gegen Stress

Außerdem auf der riesigen Fläche im Bereich Gruppenfitness: Jumping und Pound - das steht für "Trampolin springen" und "Trommeln". Beim Jumping springen Kursteilnehmer auf einem kleinen individuellen Trampolin auf und ab und halten sich dabei an einer Stange fest, die aussieht wie ein kleiner Fahrradlenker. Beim Pound bekommen Teilnehmer zwei knallgrüne Drumsticks, die sie im Rhythmus lauter Rockmusik auf den Boden oder aufeinander schlagen.

Im US-Serienhit "This Is Us" sitzen Patienten in einem Abnehmcamp beim Trommeln auf dem Boden. Auf der FIBO gehen einige andere Neugierige und ich dabei in die Knie oder springen in die Luft. Man sieht ein bisschen aus wie ein Schlagzeuger auf Speed, aber es macht unheimlich Spaß und man kann sich abreagieren.

"Durch die Energie, die man bei Pound reinsteckt, wird man super Stress los", sagt Trainerin Pia Thiemann.

Ein weiterer Trend: Bolly X. Hier wird getanzt wie Shah Rukh Khan, Star unzähliger Bollywood Filme. Dramatische Gesten und schnelle Tanzbewegungen sorgen dafür, dass man sich wirklich fühlt, als wäre man Teil der Massenszene am Ende eines indischen Liebesfilms. Auch hier ist der Funfaktor hoch. Am Ende der viertelstündigen Session ruft eine Teilnehmerin nach ihrer Meinung gefragt nur völlig begeistert "Spaß! Kann gerade noch nicht atmen."

Eine Etage über der Gruppen-Fitness ist der große Shopping Bereich. Hier bekommt man alles, was das Sportlerherz begehrt. Vom Proteinshake über Fitnesstracker fürs Handgelenk bis zur Sportbekleidung ist alles dabei. Bei Anbietern wie Puma oder Venice Beach einzukaufen geht aber ins Geld. Eine Trainingshose kostet im Sonderangebot 50 Euro, ansonsten sind auch 90 Euro keine Seltenheit.

Es gibt aber auch etwas zu gewinnen. Ein Anbieter von Fitnesskleidung lockt Messebesucher zum Beispiel mit einem Glücksrad an seinen Stand. Einmal drehen und schon bekommt man einen Proteinriegel, ein Baseballcap oder 20 Prozent Rabatt auf das gesamte Angebot.

Die Schlange ist nicht so lang wie bei der - zugegebenermaßen sehr leckeren - low carb Pizza, also versuche ich es auch. Mein Preis: Ein Foto mit einem Bodybuilder. Für Bauchmuskeln wie seine müsste ich wohl sehr, sehr lange trommeln und tanzen.

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker