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Fast jede zweite Neueinstellung ist befristet

6. September 2017

Ein befristeter Job ist oft besser als gar keiner - und kann auch den Weg zu einer unbefristeten Anstellung bereiten. Der Anteil an Befristungen ist hoch, lag aber auch schon einmal höher.

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Employees discussing work at their work station model released Symbolfoto property released PUBLICAT
Bild: Imago/Westend61/zerocreatives

Fast jeder zweite neu eingestellte Arbeitnehmer hat im vergangenen Jahr nur eine befristete Stelle bekommen. Das betraf 45 Prozent der 3,4 Millionen Neueinstellungen 2016, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf Fragen der Grünen-Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke hervorgeht. Die Antwort lag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor, zuvor hatte die "Rheinischen Post" darüber berichtet. Auszubildende und Mini-Jobber sind bei den Zahlen, die auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zurückgehen, nicht mitgerechnet. Der Anteil der Befristungen stieg von 41 Prozent im Jahr zuvor.

Der Anteil der Befristungen an allen Neueinstellungen nahm 2016 im Vergleich zum Vorjahr nicht nur bei Jüngeren, sondern auch bei Arbeitnehmern mittleren und höheren Alters zu. Am stärksten stieg er bei Beschäftigten zwischen 30 und 39 Jahren: Wurden 2015 noch 38 Prozent von ihnen befristet eingestellt, waren es 2016 bereits 49 Prozent. Auch bei den über 50-Jährigen erhöhte sich der Anteil der befristeten Neueinstellungen - von 39 auf 41 Prozent im vergangenen Jahr. Bei den 25- bis 29-Jährigen erhielten 2015 noch 47 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag, im vergangenen Jahr waren es 50 Prozent.

Insgesamt stieg der Anteil befristeter Jobs an der betrieblichen Gesamtbeschäftigung damit von 7,7 Prozent im Jahr 2015 auf 7,8 Prozent im vergangenen Jahr, wie aus der Regierungsantwort auf Basis der IAB-Zahlen hervorgeht. Die Quote derer, die nach einer Befristung von ihrem Betrieb übernommen wurden, blieb demnach mit 40 Prozent unverändert.

Befristung schadet Familienplanung

Dass gerade 25- bis 39-Jährige oft nur befristet eingestellt werden, wertete Müller-Gemmeke als "fatal". Das sei gerade das Alter, in dem die Familienplanung eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, sagte sie. "Arbeitsverhältnisse mit Verfallsdatum machen dies aber unmöglich." Die Bundesregierung müsse die sachgrundlose Befristung abschaffen. Nicht aus der Erhebung geht hervor, wie viele Befristungen auf sachliche Gründe wie etwa Besetzung einer Stelle während einer Elternzeit zurückgehen.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) bekräftigte: "Die sachgrundlose Befristung gehört abgeschafft." Sie schaffe große Unsicherheiten.

Laut Statistischem Bundesamt stieg die Befristungsquote seit 1991 von 5,9 Prozent mit Schwankungen auf 8,5 Prozent im vergangenen Jahr an. Am höchsten lag sie in diesem Zeitraum 2011 mit 8,9 Prozent. Die leicht unterschiedlichen Angaben zum IAB gehen auf methodische Unterschiede zurück. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Quote der Befristungen unter dem EU-Durchschnitt von 11,3 Prozent.

ul/zdh (dpa)