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Die ungleiche (Finanz-) Welt der Topsportler

6. Juni 2018

Die Topsportler schwimmen im Geld, die besten Athletinnen schauen in die Röhre. Die neue Forbes-Liste zeigt die großen finanziellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

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Serena Williams ist nach der Geburt ihrer Tochter wieder auf der WTA-Tour unterwegs.   (Foto: Getty Images/C. Spencer)
Serena Williams ist nach der Geburt ihrer Tochter wieder auf der WTA-Tour unterwegs. Bild: Getty Images/C. Spencer

Es ist eine Liste, die vor allem sportinteressierte Frauen kaum erfreuen wird und wohl auch viele Männer mit dem Kopf schütteln lässt. In der berühmten Forbes-Liste, die jährlich erscheint und die Bestverdiener der Welt unter anderem im Sport ausweist, ist in diesem Jahr keine Frau unter den Top 100 zu finden.

Männer aus den Sportarten Boxen (Floyd Mayweather, 285 Millionen Dollar), Fußball (Lionel Mess, 111 Mio. Dollar; Cristiano Ronaldo, 108 Mio. Dollar), der Kampfsportart Martial Arts (Conor McGregor, 99 Mio. Dollar), dem US-Basketball (LeBron James, 85,5 Mio Dollar) oder auch dem Tennis (Roger Federer, 77.2 Mio. Dollar) führen die Liste des Magazins an.

Erstmals keine Frau im Ranking

Noch im vergangenen Jahr hatte es US-Tennisstar Serena Williams immerhin auf Platz 51 (27 Mio. Dollar) geschafft. Allerdings stand Williams aufgrund der Geburt ihrer Tochter 2017 nicht so häufig auf dem Tenniscourt. Während zuvor immer mindestens eine und höchstens drei Frauen auf der Forbes-Liste geführt wurden, befindet sich erstmals keine Frau unter den Top 100. "Man kann daraus sicher aber nicht folgern, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im Spitzensport weiter zugenommen hat", sagt Sportökonom Christoph Breuer.

Dass diese Lücke im gesamtgesellschaftlichen Leben existiert, ist unumstritten. "Der Unterschied der Bruttolöhne in Deutschland beträgt derzeit durchschnittlich 21 Prozent", sagt Christian Boll, Forschungsdirektorin beim Hamburger Weltwirtschaftsinstitut. "International ist die Lücke noch größer." Und der Hochleistungssport bildet nochmal eine ganz andere, eigene Kategorie, die vom "normalen" Leben abgekoppelt zu sein scheint.

Das "Superstar-Phänomen"

Profiteure des Superstar-Phänimens: Floyd Mayweather (l.) im Kampf gegen Conor McGreogor  (Foto. Reuters/S. Marcus)
Profiteure des Superstar-Phänomens: Floyd Mayweather (l.) im Kampf gegen Conor McGreogor Bild: Reuters/S. Marcus

Als Gründe für die großen Unterschiede im Spitzensport führt Sportökonom Breuer zwei Phänomene an. Zum einen existiere seit rund 15 Jahren das "Superstar-Phänomen", die globalen Sportstars bestimmen die Szenerie. Es stelle sich die wissenschaftliche Frage, "weshalb Sportler, sie sich nur durch Kleinigkeiten unterscheiden, völlig unterschiedlich von der Industrie bezahlt werden. Der Qualitäts-Unterschied zwischen etwa Nationalspieler Mario Gomez und Cristiano Ronaldo ist nicht so groß wie der Unterschied bei der Bezahlung", sagt Breuer. Diese Entwicklung werde gerade intensiver untersucht.  

Zudem sei für das Gros der Sportfans Männersport für den Konsum interessanter. "Die starke Veränderung und Erhöhung der Fernsehverträge hat vor allem zu diesen Unterschieden geführt. Davon haben die Männer überproportional profitiert", sagt Breuer. Vor allem die große Nachfrage bestimme in diesem Fall das Angebot.

Partielle Ausreißer

Hier und da habe es auch schon mal in Deutschland partiell und in ganz bestimmten Sportarten kleine (finanzielle) Ausreißer gegeben. Etwa beim alpinen Skifahren, als die Sportlerinnen um Hilde Gerg oder Katja Seizinger aufgrund ihrer großen Erfolge höhere Einnahmen für sich verbuchen konnten als ihre männlichen Pendants. Das aber bleibe die Ausnahme. Breuer möchte auch keine unerfüllbaren Hoffnungen verbreiten. "Ich sehe keine Anhaltspunkte dafür, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren verändern könnte", sagt der Sportökonom.