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Titelkandidat trifft auf Gastgeber

Melanie Last
30. Juni 2018

Kann Spanien der Rolle des Titelkandidaten gerecht werden? Zumindest ist das Erreichen des Achtelfinals für den Weltmeister von 2010 schon mal eine kleine Entschädigung für das Vorrunden-Aus vor vier Jahren.

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Fußball WM 2018 Gruppe B Iran - Spanien
Bild: picture-alliance/dpa/S. Zareian

Um als großer Titelkandidat eine Runde weiterzukommen, wird sich Spanien am Sonntag im Luschniki-Stadion gegen Russland (Anstoß 16 Uhr MESZ, ab 15:45 Uhr im DW-Liveticker) strecken müssen. Die Debatte um Interimscoach Fernando Hierro, die fünf Gegentore für den wackligen Keeper David de Gea in der Vorrunde, dazu die Zweifel an der Generation um Andres Iniesta: All diese Themen nerven den Favoriten vor dem ersten K.o.-Spiel. WM-Gastgeber Russland will hingegen "das Mirakel von Moskau" schaffen, wie es russische Zeitungen nennen. "Wir haben viel Kritik abbekommen, mehr als wir verdient haben", beklagt sich der Real-Profi und frühere Leverkusener Daniel Carvajal und betont: "Wir sind seit zwei Jahren ungeschlagen."

Spaniens Trainerproblem

20 dieser 22 Spiele gingen allerdings auf das Konto von Julen Lopetegui, der seinen Trainerstuhl zwei Tage vor Turnierbeginn räumen musste. Sein Nachfolger Hierro kämpft weiter um Anerkennung. So kritisiert Ex-Spanien-Profi Bernd Schuster: "Spaniens Problem Nummer eins ist, dass Hierro kein Trainer ist. Er hat keine Erfahrung auf dem Niveau."

Beim glücklichen 2:2 gegen Marokko patzten Iniesta und Kapitän Sergio Ramos. "Seit ich 30 bin, muss ich mir anhören, dass ich alt bin", sagt der künftige Japan-Profi Iniesta. Mittelfeld-Star Isco von Real Madrid, bisher herausragend bei den Spaniern, warnt: "Das wird ein ganz schweres Spiel gegen den Gastgeber. Sie haben exzellente Spieler mit viel Qualität und eine gute Vorrunde gespielt. Auch wenn sie das letzte Spiel verloren haben. Da dürfen wir keine Fehler machen."

Bloß kein Russisch Roulette

Die Russen haben das 0:3 im letzten Vorrundenspiel gegen Uruguay weggesteckt und fühlen sich gut vorbereitet. "Die Spanier spielen den gleichen Fußball wie in den vergangenen Jahren. Die Verteidiger stehen sehr hoch - das schafft Raum für Konter", sagt Rekord-Nationalspieler Sergej Ignaschewitsch. Und der Abwehrspieler stichelt in Richtung Ramos: "Provokateure haben es bei der WM schwerer, denn es gibt den Videobeweis. Alle spielen viel sauberer." 

FIFA Fußball-WM 2018 in Russland | Sergei Ignaschewitsch, Russland
Rekord-Nationalspieler Sergei Ignaschewitsch setzt auf VideobeweisBild: Getty Images/AFP/G. Bouys

Nach der weitgehend misslungenen Personal-Rotation gegen Uruguay will Trainer Stanislaw Tschertschessow wieder zur Stammelf zurückkehren, die Russland mit zwei Siegen und acht Toren im Sturmlauf ins Achtelfinale brachte. Zu offensiv dürfte es die "Sbornaja" aber nicht angehen. "Bloß kein Russisch Roulette!", warnt der Sender Match TV. Fußball-Experten im WM-Gastgeberland werten den Einzug der Mannschaft unter die 16 besten Teams als größten Erfolg der jüngeren russischen Sportgeschichte.

Wunder geschehen, man darf träumen

Hoffnung schöpft Russland aus dem 3:3 im Testspiel gegen Spanien im November in St. Petersburg. Damals holte die "Sbornaja" einen 1:3-Rückstand auf. "Warum soll nicht ein Wunder geschehen?", fragt die Zeitung "Sport-Express" und verweist auf das Ausscheiden der deutschen Mannschaft. "Südkorea hatte gegen den amtierenden Weltmeister ebenfalls keine Komplexe. Man darf träumen!"

Kroatien: Absoluter Fokus auf Achtelfinale

Kroatien hat den Pool mit Argentinien "überlebt" - und das mit der höchstmöglichen Punkte-Ausbeute durch die Siege gegen Nigeria (2:0), Argentinien (3:0) und Island (2:1). "Wir müssen diese Spiele ins Archiv packen und uns auf Dänemark fokussieren", betont Teamchef Zlatko Dalic. "Das ist unser Moment der Wahrheit und das, worauf wir gewartet haben."

Für Kroatien ist die Partie gegen Dänemark (Anstoß 20 Uhr MESZ, ab 15:45 Uhr im DW-Liveticker) das erste K.o.-Spiel bei einer WM seit 20 Jahren. Damals war das Balkan-Land bis ins Halbfinale vorgestoßen. Tatsächlich hat sich die Mannschaft stärker denn je in der Vorrunde präsentiert, vielleicht sogar stärker als alle anderen Mannschaften. Deshalb wundert es nicht, dass auch Kroatien längst zu den Titel-Kandidaten zählt, auch wenn Dalic noch abwinkt: "Ich denke nicht, dass unser Turnier im Achtelfinale endet, aber jetzt können wir uns nur auf Dänemark konzentrieren".