1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Lithium-Fund befeuert Erwartungen

Victoria Dannemann
1. August 2018

Die Entdeckung einer der weltweit größten Lithiumlagerstätten in Peru wirft viele Fragen auf: nach den sozialen und ökologischen Folgen eines massiven Abbaus. Das Land steht vor neuen Herausforderungen.

https://p.dw.com/p/32SqY
Symbolbild Peru: Entdeckung einer großen Lithium-Lagerstätte
Minenarbeiter in Puno, Peru. Bild: picture-alliance/AA/S. Castaeda

Als "Lithium-Dreieck" bezeichnet man ein Gebiet zwischen Bolivien, Chile und Argentinien; diese Länder weisen die weltweit größten Reserven an dem Rohstoff Lithium, dem sogenannten "weißen Gold", auf. Wahrscheinlich wird man jetzt einen neuen Namen suchen müssen: Die Entdeckung einer Lagerstätte in Peru, die nach vorläufigen Informationen 2,5 Millionen Tonnen Lithiumcarbonat enthalten soll, stellt das Andenland vor neue wirtschaftliche, soziale und ökologische Herausforderungen.

Nach Angaben des kanadischen Unternehmens Plateau Energy, das für das Projekt in Peru verantwortlich ist und den Fund meldete, wäre der Fundort Falchani die erste in Südamerika entdeckte Lithium-Lagerstätte und könnte eine der größten Lithium-Minen der Welt werden. Die Lagerstätte, die sich in einem prähistorischen, mit Lava bedeckten See in der Region Puno im Südosten Perus befindet, soll auch 56 Tonnen Uran enthalten, wonach das kanadische Unternehmen eigentlich gesucht hatte.

Gutes Geschäft: Großanlage zur Lithiumgewinnung in Bolivien.
Gutes Geschäft: Großanlage zur Lithiumgewinnung in BolivienBild: BR

Der Überraschungsfund hat sofort große Erwartungen geweckt. Lithium ist derzeit für die Herstellung von Akkumulatoren unerlässlich. Es steckt in jedem Smartphone und in den Akkus von Elektroautos. Der Preis für Lithiumcarbonat hat sich in den letzten drei Jahren verdreifacht. Eine Tonne des "weißen Goldes" kostet heute 12.500 Dollar. Die kanadischen Experten schätzen, dass Peru ab dem Jahr 2021 Lithium im Wert von 500 Millionen Dollar jährlich exportieren könnte.

"Die Erwartungen sind wirklich hoch, aber auch die Bedenken der lokalen und regionalen Bevölkerung hinsichtlich der Auswirkungen eines massiven Abbaus. Peru durchlebt gerade eine politisch schwierige Phase, in der die Regierung nach politischer und wirtschaftlicher Stabilität trachtet", sagt Narda Henríquez, Soziologin an der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Konfliktreiches Umfeld

Der Rohstoffboom in Lateinamerika hat in den letzten 15 Jahren zu einer Zunahme von großen Bergbauprojekten zur Gewinnung natürlicher Ressourcen geführt. "Gleichzeitig gab es in fast allen Ländern auch soziale Konflikte, die im Zusammenhang mit diesen Investitionen standen", bemerkt die Politikwissenschaftlerin Bettina Schorr, Leiterin des Berliner TrAndes-Forschungsprogramms für nachhaltige Entwicklung und soziale Ungleichheit in den Andenländern.

Qualcomm und Apple - IT-Unternehmen l Strafen
Lithium steckt in jedem Smartphone-AkkuBild: picture alliance/dpa/ Mirgeler

Die gleichen Konflikte drohen auch bei einem potenziellen Megaprojekt zum Abbau des Lithiums in Peru. Im Detail wären es Auseinandersetzungen um die Themen Umverteilung, Landeigentum, Partizipation, Umwelt und soziale Themen. "Bergbau ist mit Umweltkosten verbunden, insbesondere mit Wasser- und Bodenverschmutzung für die Anwohner", sagt Bettina Schorr. Wirtschaftliche und soziale Probleme und ein neuer Wohlstand, der nicht den Ärmsten der Region zugutekommt, sind laut Schorr die wichtigsten Herausforderungen.

Gelegenheit für eine nachhaltige Entwicklung

Noch befindet man sich am Anfang eines langen Weges: Das Projekt befindet sich in der Explorationsphase. Für die Gewinnung der 56 Tonnen radioaktiven Urans muss zum Beispiel eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden, die es in Peru derzeit nicht gibt.

Positiv betrachtet ist es für das Land eine Gelegenheit, eine langfristige Strategie für den Abbau seiner Rohstoffe zu entwickeln, sagen die Experten. Das Land solle sich nicht mit einem unmittelbaren und lokalen Nutzen zufriedengeben, sondern eine umfassende Umweltpolitik entwickeln, die eine nachhaltige Entwicklung einbezieht.

Lithium. Das Gold der E-Mobilität

Die derzeitigen Lithium-Exporteure erwarten den Markteintritt Perus mit Spannung und befürchten Auswirkungen auf den Weltpreis. Doch trotz der weltweit steigenden Nachfrage nach Elektromobilität erwarten Analysten für die kommenden Jahre einen Rückgang des Preises für Lithium.

Auf internationaler Ebene wirft der Abbau des "weißen Goldes" außerdem ein bisher ein wenig beachtetes Problem auf, meint Bettina Schorr: "Im globalen Norden hilft Lithium dabei, saubere Energie zu haben, aber der Abbau dieses Rohstoffs ist schmutzig und geht ausschließlich zulasten der Andenländer. Es muss darüber gesprochen werden, inwieweit man diese Ungleichheit mindern könnte."