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Coronavirus: Sport nur auf Distanz

Matt Pearson
1. Mai 2020

Der Profisport ist wegen der Coronavirus-Pandemie so gut wie zum Stillstand gekommen. Breitensportler hoffen auf weitere Lockerungen. Denn es gibt einige Sportarten, die mit "Social Distancing" ausgeübt werden können.

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Deutschland Berlin | Coronavirus | Tempelhofer Feld, Tennis
Bild: DW/J. Wright

Die meisten von uns werden die Videos von Laufbandtrainings, Tennisspielen von Dach zu Dach oder Planschbeckenschwimmern gesehen haben. Aber nun soll es stückweise wieder in Richtung Sport-Normalität gehen, zumindest auf Amateurniveau.

Die Deutsche Welle sprach mit Radu, der mit seinem Spielpartner Djon auf dem weitläufigen Beton des Berliner Tempelhofer Feldes Tennis spielte. "Tennis ist nichts, bei dem man sich in einem Meter Entfernung von einem anderen Menschen aufhält", sagte Radu. "Man muss nicht so nah ran, wie man es beim Fußball wäre. Das einzige kleine Risiko ist, dass man Bälle anfasst. Aber wenn Sie vorsichtig sind und Ihr Gesicht nicht berühren, ist das okay."

In Deutschland haben drei der 16 Bundesländer die Wiedereröffnung von Tennisklubs erlaubt (Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg). Schleswig-Holstein soll nächste Woche folgen.

Vorrang für Nicht-Kontakt-Sportarten

Auch andere Länder wollen Lockerungen beim Sport umsetzen: Österreich lässt seit 1. Mai wieder Sportarten zu, bei denen "Social Distancing" praktiziert werden kann, wie zum Beispiel Tennis und Golf. "Einzelsportarten, bei denen kein unmittelbarer Kontakt besteht, werden Vorrang vor Mannschaftssportarten, bei denen ein Kontakt in der Regel unvermeidlich ist, oder Kontaktsportarten haben", sagte der Vizekanzler des Landes, Werner Kogler.

Deutschland Berlin | Coronavirus | Sport in Corona Zeiten
Der elfjährige Max (l.) trainiert in Corona-Zeiten zu Hause mit seinem VaterBild: B. Mohr

Während die Möglichkeit der räumlichen Distanz im Tennis und Golf ziemlich klar scheint, ist das nicht bei jeder Sportart und vor allem auch nicht bei jedem Menschen der Fall. Max, ein elfjähriger Fechter, der in Berlin lebt, sagte der DW, er halte die Fähigkeit zu sozialer Distanz in seiner gewählten Sportart für interpretationsbedürftig.

"Es ist ein bisschen schwierig. Da ist zuerst mein Arm und dann das Florett und die Distanz zum Gegner, also halte ich es für möglich", sagte er. Aber wenn die Distanz schwer zu beurteilen ist, sind auch die Gesundheitsrisiken schwer zu beurteilen.

"Im Fechten gibt es aufgrund der verwendeten Waffen eine natürliche Distanz, aber wenn man versucht, Treffer zu landen, kann man sich ziemlich nah kommen - Maske an Maske", erklärte Professor Kai Gutensohn, der in Deutschland zwei Krankenhauslabors betreibt. "In solchen Momenten besteht definitiv die Möglichkeit, dass Partikel durch das Maschennetz der Maske wandern können."

"Golf beim Thema 'Social Distancing' von Natur aus einzigartig"

Vielleicht ist Golf der Sport, bei dem sich am leichtesten die Distanzvorgaben erfüllen lassen. Gestaffelte Abschlagzeiten, Schließung von Klubhäusern und das Berühren von Flaggen mit Handschuhen sind Maßnahmen, die einfach einzuführen sind

Obwohl drei Majors verschoben wurden, steht der Ryder Cup, der für Ende September geplant ist, derzeit noch auf dem Kalender. PGA-Kommissar Jay Monahan sagte vor kurzem gegenüber CNN, dass es – wenn keine Fans anwesend sind - keinen Grund gebe, den Golfsport nicht bald wieder so fortzusetzen wie früher.

Golfclub Bremer Schweiz
Beim Golfen kommt man sich selten zu nahBild: Golfclub Bremer Schweiz

"Unser Sport eignet sich mehr als jeder andere zum social distancing", sagte er. "Unsere Spieler sind nur sehr selten weniger als zwei Meter voneinander entfernt. Deshalb haben wir das Gefühl, dass wir sehr bald wieder zurückkehren können. Golf ist in dieser Hinsicht von Natur aus einzigartig."

Nur ein kleines Problem: gemeinsam genutzte Ausrüstung

Allerdings seien laut Professor Gutensohn Anpassungen für Sportarten nötig, bei denen man Gegenstände gemeinsam nutzt, wie beispielsweise beim Turnen. "Wenn Turngeräte auf den Raum verteilt werden und die Anzahl der Teilnehmer in einer Turnhalle reduziert wird, dann kann der Sport ausgeübt werden. Aber die Sportler sollten nicht schnell nacheinander trainieren. Und die Geräte sollten desinfiziert werden, nachdem die Turnerinnen und Turner sie berührt haben", sagte er.

Die Einschrenkungen sind für Milliarden Menschen auf der ganzen Welt im Jahr 2020 rasch zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden. Doch die wenigen Veränderungen werden für viele ein geringfügiges Übel sein, wenn sie als Gegenleistung dafür ihren Sport zurückbekommen.