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Studie: E-Fuel-Verbrenner holen auf

26. Oktober 2020

E-Autos verwerten Energie besser als Fahrzeuge mit Brennstoffzellen oder Motoren, die E-Fuels verbrennen. Gesamtwirtschaftlich betrachtet holen aber Verbrenner mit synthetischen Ökokraftstoffen auf, so eine neue Studie.

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Deutschland | Inbetriebnahme eFuel-Forschungsanlage am KIT
Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die mit klimaneutral erzeugten Kraftstoffen auf Ökostrombasis angetrieben werden, weisen eine ähnlich gute Energie-Gesamtbilanz auf wie batteriegetriebene Fahrzeuge. Das ist die Kernaussage einer neuen Studie des Energieberatungsunternehmens Frontier Economics

In der Untersuchung im Auftrag des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV) und des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmer (UNITI) ging es den Kölner Ökonomen nicht um den Wirkungsgrad, also wie viel eingesetzte Energie bei der jeweiligen Antriebsart an den Rädern ankommt. Die Studie nimmt vielmehr die gesamtwirtschaftliche Energie-Effizienz der verschiedenen Antriebskonzepte unter die Lupe.

Gesamtwirtschaftliche Effienz statt physikalischer Wirkungsgrad

Bei diesem "gesamtheitlichen Effizienzvergleich", so die Kernaussage, schrumpft die in "bisherigen, konventionellen Analysen ausgewiesene Effizienz der direkten Nutzung von Ökostrom in batterieelektrischen Pkw von rund 70 Prozent ...in der ganzheitlichen Analyse von Frontier Economics auf 13 bis 16 Prozent." Damit würden reine Stromer in einer vergleichbaren Größenordnung mit Fahrzeugen liegen, die mit Verbrennungsmotor und erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden, deren "Gesamteffizienz je nach Szenario 10 bis 13 Prozent" betrage.

E-Fuel-Forschungsanlage am Karlsruher Institut für Technologie KIT
E-Fuel-Forschungsanlage am Karlsruher Institut für Technologie KITBild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Die Studienautoren versuchten dabei, Kriterien in die Effizienz-Rechnung einzubeziehen, die bisher durch das Raster fielen. In konventionellen Analysen würden etwa die "extremen Unterschiede der Erträge von Solar- oder Windanlagen je nach Standort völlig ausgeblendet".

Würde man für die Herstellung von E-Fuels, einem Verfahren, bei dem mit Strom aus erneuerbaren Energien synthetische Kraftstoffe hergestellt werden, nicht Ökostrom aus Deutschland nutzen, sondern aus anderen Teilen der Welt, hätte das deutliche Auswirkungen auf die Effizienzrechnung: "Eine Solaranlage an einem durchschnittlichen Standort in Deutschland erzeugt nur rund 40 Prozent der Strommenge pro Jahr, die eine vergleichbare Anlage in Nordafrika produziert. Dieser höhere Stromertrag pro Anlage kann über den Import von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen nach Deutschland im Straßenverkehr genutzt werden. Für batterieelektrische Fahrzeuge ist man dagegen weitgehend auf die erneuerbare Stromerzeugung im Inland angewiesen", argumentieren die Studienautoren. 

Bei der Windenergie sieht ihre Rechnung ähnlich aus: Würde man Ökostrom im stürmischen Patagonien gewinnen, statt an der deutschen Nordseeküste, könnte man damit im Süden Argentiniens günstigen grünen Kraftstoff für den deutschen E-Fuel-Bedarf produzieren. 

Überlegenheit von Stromern schön gerechnet?

Außerdem ließen bisherige Analysen zum Effizienzvergleich von Elektromobilität und erneuerbaren Kraftstoffen häufig weitere wichtige energiewirtschaftliche Aspekte außer Acht, unterstreichen die Kölner Ökonomen.

Denn E-Autos müssten selbst dann geladen werden können, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. In einem zu 100 Prozent erneuerbaren Stromsystem werde ein gewisser Anteil des Stroms für batterieelektrische Fahrzeuge daher auch über den Umweg der Zwischenspeicherung über Wasserstoff, das dann in Gaskraftwerken wieder in Strom umgewandelt wird, zur Verfügung gestellt werden müssen, so die Studienautoren.

Bedeutung der Studie

Die Auftraggeber der Studie leiten daraus einen dringenden Appell an Politik und Automobilbranche ab, nicht nur auf reine Stromer bei der automobilen Energiewende zu setzen, sondern die gesamtheitliche Betrachtung aller relevanten Effizienzkriterien zu betrachten. Denn dann würden auch die Vorteile von Verbrennern sichtbar, die durch klimafreundlichen, mittels Ökostrom erzeugten synthetischen Kraftstoff angetrieben werden. 

Sie setzen damit vor allem auf den Import strombasierter Kraftstoffe aus sonnenreichen Ländern, wo man deutlich effektiver Ökostrom produzieren kann, mit dem dann synthetischer Kraftstoff oder der klimaneutrale, so genannte blaue Wasserstoff hergestellt werden kann. Und den könne man dann nach Deutschland verschiffen. 

Überlebens-Chance für Verbrenner?

Mit ihrem Konzept setzen dabei die Verbände der Mineralölwirtschaft genauso wie viele Auto-Zulieferer darauf, dass auch in Zukunft mit dem Einsatz von sauberem Wasserstoff aus Ökostrom das Überleben des Verbrennungsmotors gesichert werden kann. Denn auch in Zukunft könne man in Deutschland nicht genug Ökostrom produzieren, um die Energiewende umzusetzen - und gleichzeitig Millionen reiner E-Autos ausreichend mit Strom zu versorgen. 

tko/hb (Frontier Economics, MWV, UNITI)