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Dollar, Euro, Yuan: Das Rennen um die Leitwährung

Brigitte Scholtes
13. März 2021

Noch ist der Dollar die Leitwährung der Welt. Doch spätestens seit der Präsidentschaft Donald Trumps gibt es Zweifel, ob das noch lange so bleiben wird. Wer könnte den Dollar vom Thron stoßen?

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Währungen USA China & Euro
Bild: Imago/PPE

Um globale Leit- und Reservewährung zu werden, muss eine Währung verschiedene Kriterien erfüllen, sagt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringe (Helaba): Sie muss als Zahlungsmittel international akzeptiert sein, wertbeständig, und außerdem als Recheneinheit oder Ankerwährung mit festen Wechselkursen zu anderen Währungen taugen.

"Die meisten schauen auf die Devisenreserven", sagt Traud. Das sind Vorräte an Devisen, die nationale Notenbanken horten, um etwa am Devisenmarkt intervenieren zu können (z.B. um damit ihre Landeswährung zu kaufen und so zu stützen).

Hier dominiert der US-Währung, gut 60 Prozent aller Devisenreserven weltweit sind Dollars. Der Euro folgt mit etwa 20 Prozent. Danach kommt erst mal lange nichts, dann das britische Pfund und der japanische Yen, schließlich mit etwa zwei Prozent der chinesische Yuan.

Devisen = Dollar

Donald Trump hatte sich in seiner Amtszeit als US-Präsident häufig beklagt, das Leistungsbilanzdefizit der USA sei nicht fair. Doch mit einer Politik der hohen Staatsausgaben bei gleichzeitiger Steuervergünstigung sei das die zwangsläufige Folge, meint Galina Kolev vom Institut der deutschen Wirtschaft. Die Staatsverschuldung sei zwischen dem vierten Quartal 2016 und dem vierten Quartal 2019 um 3,2 Billionen Dollar gestiegen.

Finanziert wurde das Defizit auch von ausländischen Anlegern, die in dieser Zeit weitere US-Staatsanleihen im Volumen von 838 Milliarden Dollar kauften, sodass sie Ende 2019 dann insgesamt US-Staatsanleihen im Volumen von 6,8 Billionen Dollar hielten. Diese Entwicklung ist auch dem Status einer Reservewährung geschuldet, in die die Anleger Vertrauen haben.

Infografik US-Dollar beherrscht Weltwirtschaft DE

Macht und Vertrauen

Dass der Dollar diese dominierende Position einnehmen konnte, ist auf die Lage nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurückzuführen. Bis dahin galt das britische Pfund als Welt-Zahlungsmittel. Doch durch den Krieg waren die Volkswirtschaften in Europa stark geschwächt. Auf der Konferenz im amerikanischen Bretton Woods legten sie ein Gerüst aus festen Wechselkursen zum US-Dollar fest, das immerhin dreißig Jahre Bestand hatte.

Seither gibt es eigentlich keine offizielle Leitwährung, aber der Dollar dominiert: "Trotz aller Umbrüche, die wir erlebt haben, ist der Dollar sehr stabil die Nummer Eins in der Welt", sagt Michael Heise, früher Chefvolkswirt der Allianz und heute beim deutschen Vermögensverwalter HQ Trust. Anlagen in US-Staatsanleihen und in der Währung selbst gelten als ausfallsicher, deshalb investieren viele Anleger ihr Geld in US-Dollar.

Regionalwährung Euro

Zudem ist der Kapitalmarkt sehr breit, das kann der europäische Währungsraum nicht bieten. "Innerhalb der EU gibt es wenige sichere Anlageformen wie Staatsanleihen. Deutsche oder niederländische Staatsanleihen können die Nachfrage nach sicheren Euro-Anlagen nicht komplett befriedigen", sagt Tobias Heidland, Ökonom am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Die Harmonisierung innerhalb des Euroraums sei noch nicht weit genug vorangeschritten. Das könne sich durch die Einführung von einheitlichen Euro-Bonds im Rahmen des Corona-Wiederaufbaufonds jedoch allmählich ändern.

Der Euro ist bisher allenfalls regional von Bedeutung. Darüber hinaus sind die Währungen einiger westafrikanischer Staaten aus historischen Gründen mit Europa verbunden. Sie haben ihre Währungen über die französische Zentralbank an die europäische Gemeinschaftswährung gekoppelt. "Da gibt es aber eher die Tendenz, dass man sich lösen möchte, um mehr Autonomie zu bekommen, um eigene Wirtschaftspolitik und Geldpolitik machen zu können", sagt Heidland. Und schließlich war in einigen südosteuropäischen Ländern vor der Einführung des Euro die D-Mark stark, diese Rolle hat ebenfalls der Euro eingenommen.

Und China?

China streitet sich mit den USA um die Vorherrschaft der Welt. Jüngsten Prognosen zufolge wird die Volksrepublik schon 2028 die USA als weltgrößte Volkswirtschaft ablösen. Trotzdem bezweifeln viele westliche Experten, dass die Landeswährung Yuan (auch Renminbi) in den nächsten Jahren eine bedeutendere Rolle einnehmen oder gar zur Leitwährung werden könnte.

Der Währungsmarkt sei fest zementiert, glaubt Adalbert Winkler, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Daran werde sich so schnell nichts ändern. Um international an Bedeutung zu gewinnen, müsste der Yuan vor allem frei konvertibel sein. Doch noch immer gibt es einen Inlands-Yuan und einen, der im internationalen Handel eingesetzt wird. Die chinesische Regierung möchte die Kontrolle über ihre Währung nicht verlieren. Das aber wäre der Fall, wenn sie den Wechselkurs freigäbe.

Insofern dürfte der US-Dollar auf absehbare Zeit Weltleitwährung bleiben. Dass er angesichts der hohen Verschuldung der USA, die jetzt durch das Konjunkturpaket der Regierung Biden nochmals steigt, jedoch etwas schwächer wird, davon gehen die meisten Devisenexperten aus. Doch so lange an der Zahlungsfähigkeit der USA nicht gezweifelt wird, solange dürfte die Vorherrschaft des Greenback bestehen bleiben.