1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Musik

Neues Album von "Tiger" Tom Jones

Sabine Oelze mit Agenturen
19. April 2021

Hits wie "Sex Bomb" machten ihn weltbekannt. Und noch im Alter von 80 Jahren erfindet sich Tom Jones neu - das beweist sein jüngstes Album "Surrounded By Time".

https://p.dw.com/p/3sDHc
Tom Jones posiert am Ufer der Themse in einem grauen Wollmantel.
Mit 80 noch topfit: Tom JonesBild: EMI/Universal Music/dpa/picture alliance

"Yes, I'm gonna be a pop star", singt Tom Jones auf seiner neuen Single, einer Auskoppelung des Albums "Surrounded By Time". Es klingt nach purer Ironie, wenn eine der lebenden Legenden der Popgeschichte mit fast 81 Jahren (geboren am 7. Juni 1940) darüber singt, zu seinem ersten "Gig" zu gehen. Denn Tom Jones zählt seit den 1960er/1970er-Jahren zu den Giganten des Musikbusiness.

Viele seiner Hits wurden zu Klassikern der Popgeschichte: "She's a Lady", "Sex Bomb", "Green Green Grass of Home" - so heißen nur drei von unzähligen Evergreens des Walisers, der wegen seines Sex-Appeals auch den Spitznamen  "Tiger" trägt. Coverversionen von Hits, die sein Leben geprägt haben, gehören seit jeher zu seinem Repertoire. So ist "Pop Star" eine Referenz auf Cat Stevens' gleichnamigen Song, den Jones in eine witzige Tanznummer mit Honky-Tonk-Piano verwandelt hat.

Auch ein jüngeres Publikum liebt den "Tiger"

Soviel Eigenhumor gefällt auch einem jüngeren Publikum. Das Video zu "Pop Star" erscheint passend im Retrostil: Autos, Einrichtung, Kleidung - alles ist im Stil der Sechziger gehalten. Die Musik dagegen steht dazu im klaren Kontrast: Klavier und Xylophon-Samples wechseln sich ab. So verbindet Jones alt und neu. Dazu gebracht, auch im hohen Alter wieder aktiv zu werden, habe ihn sein Sohn, erzählt der Sänger in einem Interview mit der Deutschen Presse Agentur. "Du musst jetzt in die Gänge kommen und dich zusammenreißen. Sonst gehst du ein, sonst kannst du auch gleich sterben", soll Mark Woodwark, der zugleich sein Manager ist, zu ihm gesagt haben. Das hat gezündet und Jones ging wieder ins Studio. Auch seine vor fünf Jahren an einem Krebsleiden verstorbene Frau Linda habe ihm dazu geraten, nicht aufzugeben. Ein bewegender Tribut an sie leitet das Album ein: "I Won't Crumble" ("Ich werde nicht zusammenbrechen"), singt Jones etwas schwermütig zu leisen, ambientartigen Klängen. Seine Aufnahme des Gospelsongs von Bernice Johnson Reagon wirkt emotionaler als das Original. "Es muss ehrlich sein", betont er. "Ich muss so echt wie möglich sein."

Inzwischen ist Tom Jones zweimal gegen das Coronavirus geimpft und möchte am liebsten schnell wieder auf einer Bühne stehen. Er hoffe auf die "ersten Auftritte ab Mitte Juli", wie er im dpa-Interview sagt. Da seien ein paar Open-Air-Konzerte in England geplant - vor Publikum. Auftritte ohne Publikum halte er für sinnlos. "Die Leute wollen mich singen hören, und ich will für sie singen." 

Ein Album voller intelligenter Coverversionen

Cover des Albums von Tom Jones "Sorrounded By Time"
Cover des neuen Albums "Surrounded By Time"Bild: EMI/Universal Music/dpa/picture alliance

Michel Legrands Oscar-prämiertem "Windmills Of Your Mind" aus dem Film "Thomas Crown ist nicht zu fassen" verleiht Jones mit seiner unvergleichlichen Stimme ein völlig neues Flair - 53 Jahre, nachdem die von Noel Harrison gesungene Version veröffentlicht wurde. Weitere Highlights sind "One More Cup Of Coffee" (Bob Dylan) und der coole, gesprochene "Talking Reality Television Blues" (Todd Snider).

Dass Tom Jones noch so gut singen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Nachdem er in Las Vegas in den 1960er- und 1970er-Jahren zwei Shows pro Abend gespielt habe, sei seine Stimme arg in Mitleidenschaft geraten, verriet er. 1988 musste er sich an den Stimmbändern operieren lassen. "Seitdem fühle ich mich wie neu geboren. Wie ein Auto, das einen neuen Motor bekommen hat", sagte er 2015 in einem Interview mit dem Musikmagazin Rolling Stone. Das bewahrheitet sich auf dem neuen Album, das überwiegend aus Coverversionen nicht allzu bekannter Songs besteht. Darauf ist seine unverwechselbare Bariton-Stimme kraftvoll zu hören.

Auch das Altern hat Jones musikalisch aufgegriffen: "I'm Growing Old" heißt einer der Songs - eine melancholische, unaufdringliche Ballade. Mit dem Altern hat Jones nur ein Problem: "Dass mir nicht mehr so viel Zeit übrig bleibt." Sir Tom, wie er sich seit dem Ritterschlag durch die Queen nennen darf, will deshalb die verbleibenden Jahre nutzen."Ich will mich nicht zur Ruhe setzen."

Mit "Surrounded By Time" fügt der 80-Jährige seiner Vita nun ein weiteres beeindruckendes und vielseitiges Spätwerk hinzu. Erscheinen wird das Album am 23. April 2021. 

Autorin Sabine Oelze
Sabine Oelze Redakteurin und Autorin in der Kulturredaktion