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Größe der Pupillen zeigt Intelligenz

4. Juli 2021

Große Pupillen verraten, ob wir aufgeregt, angeekelt oder gestresst sind. Laut einer US-Studie lässt sich an der Pupillen-Größe auch die jeweilige Intelligenz ablesen.

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Bild: Action Pictures/imago images

An unseren Pupillen lässt sich eine Menge ablesen: Denn der kleine schwarze Kreis in unseren Augen passt sich nicht nur bei schwankenden Lichtverhältnissen an, weitet sich etwa bei Dunkelheit, um möglichst viele Photonen aus dem Restlicht einzufangen, oder verengt sich, um die Netzhaut vor grellem Licht zu schützen.

Pupillen verändern sich auch je nach Gefühlslage: Wenn wir besonders aufgeregt oder gestresst sind, wenn wir Ekel empfinden oder Angst haben, weitet sich der schwarze Kreis im Auge. Gesteuert wird dieser Prozess von der Iris, also der teilweise bunten Regenbogenhaut rund um die Pupille.

Tiefe Einblicke in Gefühle und ins Hirn

Forschende des Georgia Institute for Technology haben nun herausgefunden, dass es darüberhinaus tatsächlich eine Korrelation zwischen der Größe der Pupille und dem IQ eines Menschen gibt.

Erstaunter Mann mit aufgerissenen Augen und großen Pupillen.
Augen auf! Je größer die Pupillen, desto besser schnitten die Probanden bei den Intelligenztests ab.Bild: Colourbox/Syda Productions/L. Dolgachov

An der Studie, die im Fachmagazin ScienceDirect veröffentlicht wurde, nahmen 500 Probanden zwischen 18 und 35 Jahren teil. Zunächst wurde bei jedem Teilnehmer die individuelle Durchschnittsgröße der Pupillen im abgedunkelten Raum gemessen, denn Pupillen können zwischen zwei und acht Millimeter variieren. 

Größere Pupillen bedeuten höhere Intelligenz

Die Probanden mussten anschließend unterschiedliche Intelligenztests durchführen. Getestet wurde zunächst die "fluide Intelligenz", also die Fähigkeit zum logischen Denken, um neue Probleme zu lösen.

Danach wurde die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses getestet, also ob sich der Proband Informationen über einen längeren Zeitraum merken kann. Und schließlich wurde die Konzentrationsfähigkeit getestet, also die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit trotz Störungen und Ablenkungen aufrechtzuerhalten.

Auge mit langen Wimpern
Die Iris steuert zwar die Pupille, aber kontrolliert wird die Größe der Pupille vom Locus caeruleus im Hirnstamm Bild: picture-alliance/dpa/A. Warnecke

Das Ergebnis war überraschend eindeutig: Je größer die Pupillen waren, desto besser schnitten die Probanden auch bei den unterschiedlichen Intelligenztests ab. 

Dabei waren die gemessenen Unterschiede bei der Pupillengröße zwischen dem besten und dem schlechtesten Probanden so groß, dass man sie mit dem bloßem Auge erkennen konnte. 

Warum zeigen größere Pupillen einen höheren IQ? 

Die Iris steuert zwar die Pupille, aber kontrolliert wird die Größe der Pupille vom Locus caeruleus, das ist ein Teil des Hirnstamms. Als Hauptquelle des Neurotransmitters Noradrenalin gehört der Locus caeruleus zu den wichtigen Schaltzentralen in unserem Körper. Er koordiniert die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper, kontrolliert die Lernfähigkeit, die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen und die Gedächtnisleistung.

Gehirn-Modell in Neonfarben
Der Locus caeruleus im Hirnstamm ist eine wichtige Schaltzentrale in unserem Körper.Bild: Roman Budnikov/Zoonar/picture alliance

Wenn der Locus caeruleus effektiv arbeitet, koordiniert er bei komplexen Prozessen auch die Aktivität in weit voneinander entfernten Hirnarealen. Ist der Locus caeruleus besonders aktiv, steigen die mentalen Fähigkeiten, die Pupillen weiten sich.

Störung verantwortlich für Alzheimer und ADHS?

Funktioniert der Locus caeruleus dagegen nicht richtig, wird die Koordination der Hirnaktivitäten massiv gestört. Möglicherweise ist auch die Alzheimer-Demenz und die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS darauf zurückzuführen.

Sollte eine Dysfunktion des Locus caeruleus für Alzheimer oder ADHS verantwortlich sein, könnte möglicherweise eine Veränderung der Pupillengröße als frühes Warnsignal für Alzheimer genutzt werden. Dazu allerdings muss die Größe der Pupillen noch weiter erforscht werden.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund