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Fusion auf Wohnungsmarkt erneut gescheitert

26. Juli 2021

Auch im zweiten Anlauf kein Erfolg: Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia hat die Übernahme des größten Rivalen Deutsche Wohnen endgültig für gescheitert erklärt. Ein neuer Versuch ist nicht ausgeschlossen.

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Bonn Vonovia Wohnblock
Bild: picture alliance /

Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia ist bei der geplanten Übernahme des Branchenzweiten Deutsche Wohnen erneut gescheitert. Das Bochumer Unternehmen sicherte sich nach Mitteilung vom Montag weniger als die nötigen 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile. Bereits am Freitag hatte Vonovia bekanntgegeben, dass die Mindestannahmeschwelle voraussichtlich nicht erreicht wird. Vonovia konnte sich nur 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Deutsche Wohnen sichern. Vonovia hatte einen Mindestanteil von 50 Prozent als Bedingung in das Übernahmeangebot geschrieben.

Diese Vollzugsbedingung sei "endgültig ausgefallen", heißt es in der Mitteilung vom Montag. Die eingereichten Deutsche-Wohnen-Aktien würden zurückgebucht. Vonovia wollte mit der rund 18 Milliarden Euro schweren Übernahme der Deutschen Wohnen aus Berlin Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550 000 Wohnungen bilden. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten den Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.

Rolf Buch - Vonovia Hauptversammlung
Vonovia-Chef Rolf Buch: Schon wieder gescheitertBild: picture-alliance/SvenSimon/M. Ossowski

Erneutes Angebot nicht ausgeschlossen

Vonovia-Chef Rolf Buch hat einen neuen Anlauf aber nicht ausgeschlossen. Um schnell reagieren zu können, bräuchte er die Zustimmung des Deutsche-Wohnen-Vorstands um Michael Zahn - sonst zwingt ihn das Übernahmegesetz (WpÜG), zwölf Monate zu warten. "Es ist alles möglich. Wir können nichts tun, wir können kaufen, wir können verkaufen. Aber jetzt müssen wir eine saubere Analyse machen, wie es weitergeht", hatte Buch der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Der Branchenriese ist mit fast 18,4 Prozent der Anteile größter Aktionär von Deutsche Wohnen. Das Aktienpaket ist rund 3,4 Milliarden Euro wert.

Die Vonovia-Aktie sackte zu Wochenbeginn um drei Prozent ab. Die Anteilseigner fürchten, dass Buch beim dritten Anlauf mehr Geld für Deutsche Wohnen auf den Tisch legen muss. "Die Hedgefonds sitzen jetzt am längeren Hebel", sagte ein beteiligter Banker.
In Händen der Spekulanten sind nach Schätzungen von Bankern rund ein Drittel der Deutsche-Wohnen-Papiere. Buch hatte ihnen vorgeworfen, sie hätten zu hoch spekuliert, indem sie nur einen Teil ihrer Aktien angedient hätten.

"Viele wussten, dass sie den Deal über die Schwelle tragen müssen, wollten aber gleichzeitig möglichst viel in der Hinterhand halten, weil sie hofften, dass es später irgendwann noch ein besseres Angebot gibt." Vertreter von Hedgefonds kritisierten im Gegenzug, Vonovia habe sie in Sicherheit gewiegt, dass die erforderlichen 50 Prozent ohnehin erreicht würden. "Jeder, mit dem ich gesprochen habe, ist davon ausgegangen, dass der Deal durchgeht", zeigte sich auch Buch überrascht vom Scheitern.

Grünes Licht vom Kartellamt

Bereits 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch bei Deutsche Wohnen gescheitert. Auch damals wurde die Mindestannahmequote für die Milliarden-Offerte nicht erreicht. Im Gegensatz zur neuen Offerte hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen das damalige Angebot als feindlich eingestuft und sich heftig gegen den Plan gewehrt. Nun warben beide Unternehmen gemeinsam für die Annahme des Angebots.

Das Bundeskartellamt hatte bereits im Juni grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden größten deutschen Wohnimmobilienkonzerne gegeben. Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigten keine wettbewerbsrechtliche Untersagung, hatten die Wettbewerbshüter mitgeteilt. Sie verwiesen dabei auf das Beispiel Berlin, wo von den knapp 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Stadt rund 150 000 auf die Deutsche Wohnen und Vonovia entfielen.

hb/dk (dpa,rtr)