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Politik

Widerständskämpfer stirbt mit 101 Jahren

13. Oktober 2021

Die Zeitzeugen verstummen. Hubert Germain konnte die Geschichte der französischen Résistance noch aus erster Hand erzählen. Auch der Präsident verneigt sich.

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Frankreichs letzter NS-Widerstandskämpfer, Hubert Germain gestorben
Hubert Germain überlebte 1037 Träger des "Ordre de la Libération" (Archivbild)Bild: Christophe Archambault/AFP/Getty Images

Einer der letzten hochdekorierten Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten ist tot. Hubert Germain sei im Alter von 101 Jahren gestorben, sagte Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly. "Dies ist ein bedeutender Moment in unserer Geschichte." Germain war der einzige noch lebende von mehr als 1000 "Compagnons de la Libération" ("Weggefährten der Befreiung"). Der "Ordre de la Libération" ist der höchste von General Charles de Gaulle verliehene Titel für den Einsatz zur Befreiung Frankreichs von den Nazis.

Der Elysée-Palast teilte mit, Präsident Emmanuel Macron "verneige sich vor dem Leben dieser Galionsfigur des freien Frankreichs". Auch Generalstabschef Thierry Burkhard würdigte Germains Verdienste. Die Nation verliere einen ihrer berühmtesten Staatsdiener, erklärte er. Das Land sei Germain "wegen seines Mutes zu Dank verpflichtet".

Unbeugsam nach dem "Blitzkrieg"

In Frankreich werden die "Compagnons de la Libération", zu denen auch sechs Frauen zählten, als Helden verehrt. Germain, geboren am 6. August 1920 als Sohn eines Kolonialoffiziers, schloss sich als einer der Ersten den freien französischen Kräften (Forces françaises libres, FFI) um den späteren Staatspräsidenten de Gaulle an. Dieser hatte von London aus über die BBC dazu aufgerufen, an der Seite der Alliierten weiterzukämpfen, nachdem die deutsche Wehrmacht Frankreich in einem "Blitzkrieg" überrannt hatte.

Frankreichs letzter NS-Widerstandskämpfer, Hubert Germain gestorben
Staatspräsident Emmanuel Macron - hier 2018 mit Germain - will dem Widerstandskämpfer die letzte Ehre erweisenBild: Charles Platiau/AFP/Getty Images

Germain wurde für einen Panzerkreuzer eingeteilt, auf dem er zum Marineoffizier ausgebildet wurde. Dort beteiligte er sich auch an der Luftabwehr gegen deutsche Angriffe. Ab 1941 kämpfte Germain im Nahen Osten - zunächst in Palästina, später in der Fremdenlegion in Libyen. Nach Gefechten in Ägypten, Tunesien und Italien wurde er verletzt nach Neapel gebracht, wo ihn de Gaulle 1944 mit dem Befreiungsorden ehrte.

Letzte Ruhe auf dem Mont Valérien

Nach dem Krieg arbeitete Germain in der Chemiebranche und engagierte sich politisch - zunächst als Bürgermeister der Gemeinde Saint-Chéron südlich von Paris, in den 1960er Jahren dann als Abgeordneter in der Nationalversammlung für die gaullistische Partei Union pour la Nouvelle République (UNR). In den 1970er Jahren wurde er unter Präsident Georges Pompidou Postminister und dann Minister für die Zusammenarbeit mit dem Parlament.

Germain wird auf dem Mont Valérien westlich von Paris beigesetzt, wo Frankreich seine "Märtyrer" ehrt. Der Staatspräsident will an den Trauerfeierlichkeiten am 11. November am Arc de Triomphe in Paris und am Mont Valérien teilnehmen.

jj/fw (dpa, afp)