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Barocke Lebensfreude

Ein "Stück Himmel auf Erden" wird Oberschwaben genannt. Seit 1966 führt die "Barockstraße" durch diese schöne Kulturlandschaft in Baden-Württemberg. Ein Engelchen weist Kunstfreunden den Weg.

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Die ehemalige Benediktiner-Abtei Ochsenhausen an der Oberschwäbischen BarockstraßeBild: www.bodensee-tourismus.com

725 Kilometer ist die Oberschwäbischen Barockstraße lang, sie führt zu insgesamt 70 Orten. Wem das zu viel auf einmal ist, kann zunächst entlang der Hauptroute reisen, an der über 30 Orte mit Sehenswürdigkeiten aus Renaissance, Barock und Rokoko liegen. Sie erstreckt sich über 378 Kilometer. DW-WORLD stellt diese Ferienstraße in zwei Abschnitten vor.

Verwandlung in Gesamtkunstwerke

In der Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war dieses Land zwischen Ulm und Bodensee wohl das am meisten zersplitterte. Es bestand fast ausschließlich aus geistlichen Herrschaften, wurde von Benediktinern und Zisterziensern, Prämonstratensern und Karthäusern regiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg frönten die Herrscher ihrer Baulust. Die Freude über das Kriegsende sollte in der Architektur zum Ausdruck kommen.

Überwiegend einheimische, hochbegabte Architekten, Stuckateure, Freskenmaler, Gipser, Marmorierer, Holzschnitzer, Kunstschmiede und Schreiner verwandelten die Kirchen und Klöster in glanzvolle, überschwängliche Gesamtkunstwerke - im Stil eben des Barock.

Kloster als Startpunkt

Startpunkt der "Tour de Baroque" ist das Kloster Sießen bei Bad Saalgau: In der Kirche und im Bibliothekssaal des weitläufigen Klosters können Besucher die Kunst genialer Baumeister bestaunen, vor allem der Maler, die in zarten Blau-, Rosé- und Ockertönen Fresken von Weltruf schufen.

In der ehemals freien Reichsstadt Biberach zieren prachtvolle Patrizierhäuser den historischen Marktplatz. Die Stadt hat zwei Rathäuser und eine Pfarrkirche, die eine von nur drei Simultankirchen in Deutschland ist, also ein von den beiden großen Konfessionen gleichberechtigt genutztes Gotteshaus.

Durch verträumte Dörfer

Kloster Rot an der Rot
Blick auf das Kloster Rot an der RotBild: dpa

Die Ferienstraße, auf der ein gelber Putto, ein barock-dralles Engelchen den Weg weist, schlängelt sich weiter durch verträumte Dörfer, deren weiße Kirchen in der Sonne leuchten. Von weitem wirkt die Benediktinerabtei Ochsenhausen wie ein mächtiges Residenzschloss. Eindrucksvoll ist der Platz vor der spätgotischen Kirche mit vorgesetzter Barockfassade und Mariensäule.

Ein schwäbischer Bilderbuchort ist Rot an der Rot: Die Klosteranlage mit lustigen Zwiebeltürmchen und zwei doppelhaubigen Türmen strahlt noch heute die Reichsunmittelbarkeit aus.

Allgäuer Höhepunkte

In Laupheim war einst die größte jüdische Gemeinde des Königreichs Württemberg beheimatet. Ein modernes Museum im alten Barock-Schloss dokumentiert 200 Jahre Zusammenleben von Christen und Juden. Eine Abteilung des Museums ist dem berühmtesten Laupheimer gewidmet, der nach Amerika auswanderte und zu den Pionieren der Traumfabrik Hollywood gehört: Carl Laemmle.

Die Route führt zu den Allgäuer Höhepunkten entlang der Barockstraße. Beweis für glanzvolle Hofhaltung im 18. Jahrhundert ist im Schloss Wurzach das majestätische Barock-Treppenhaus, das sich gerundet, Balustraden geschmückt durch drei Stockwerke zum Deckengemälde des heidnischen Götterhimmels hinaufschwingt.

Höhepunkt des Barock

Die nächsten Ziele sind Wolfegg, Kisslegg mit dem Museum Expressiver Realismus im Neuen Schloss, Isny und Wangen, die mit mittelalterlichen Stadtbildern vor der Alpenkette punkten. Nicht weit entfernt ist der Bodensee: Hopfen- und Obstanbau, der vom milden Seeklima profitiert, prägen die Landschaft rund um Tettnang: Die besten Kunsthandwerker der Region haben die herrschaftlichen Räume in der Beletage der Residenz ausgestattet. Ein Bild vom gräflichen Lebensstil jener Zeit.

Birnau

, die berühmteste Marien-Wallfahrtskirche Oberschwabens hält gewissermaßen Wacht über dem Bodensee. Als die Birnau vor über 250 Jahren entstand, hatte der Barock seinen Höhepunkt. Alle Künste vereinigten sich zum Lobpreis des Schöpfers und der Gottesmutter. Durch einen schlichten Vorraum betritt man den lichten Kirchensaal - eine Rokoko-Symphonie aus farbenfrohen Altären, Skulpturen, Malereien und Stuckzierrat. Im Hochaltar thront das Gnadenbild der hier verehrten "Mater amabilis". Heitere Putten umspielen den Baldachin, Obelisk und Sonnenstern symbolisieren die Herrlichkeit Gottes.