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Neue Virus-Variante lässt die Märkte zittern

26. November 2021

Die Sorgen um eine neue und möglicherweise noch gefährlichere Coronavirus-Mutation im südlichen Afrika haben den Aktienmärkten am Freitag einen kräftigen Schlag versetzt.

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Südkorea Symbolbild Finazmarkt
Blick in den Handelsraum der KEB Hana Bank in Seoul, Südkorea Bild: Ahn Young-joon/AP Photo/picture alliance

"Solange man über Ansteckungsraten und Impfschutz nichts weiß, regiert an der Börse die Unsicherheit, und es wird verkauft", stellte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets fest. "Und eine neue Variante, die durch Impfstoffe nicht bekämpft werden kann, ist wie ein neues Virus."

In Deutschland rutschte der Dax gleich in den ersten Handelsminuten um 3,15 Prozent auf 15 416,93 Punkte ab und landete so auf dem tiefsten Stand seit Ende Oktober. Hierzulande gab auch der MDax der mittelgroßen Werte am Freitagmorgen nach der jüngsten Erholung wieder nach - er verlor 2,57 Prozent auf 34 112,95 Zähler.

Zuvor hatte bereits in Asien die Virusmutation den letzten Handelstag der Woche verdorben und für teils hohe Kursverluste gesorgt. Aus Furcht vor neuen weltweiten Lockdowns flohen Anleger aus den asiatischen Aktienmärkten. Der japanische Nikkei- und der Hongkonger Hang Seng-Index fielen am Freitag um jeweils etwa 2,5 Prozent auf 28.752 beziehungsweise 24.162 Punkte. Die Börse Shanghai gab 0,6 Prozent auf 3564 Zähler nach.

Börse in Frankfurt/Main
Abwärts ging es auch an der deutschen Börse in Frankfurt am MainBild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Vor allem die Luftfahrt leidet

Die Corona-Nachrichten gingen in Deutschland zulasten der Touristik- und Luftfahrtwerte. Im MDax rutschten die ohnehin gebeutelten Lufthansa-Anteile auf ein Rekordtief - zuletzt standen sie mit rund 10,5 Prozent im Minus. Für den Flugzeugbauer Airbus im Dax ging es ähnlich stark abwärts. Aktien des Triebwerksherstellers MTU verloren rund sechseinhalb Prozent, und für die Papiere des
Flughafenbetreibers Fraport ging es um sieben Prozent bergab.

"Das weiter dynamische Infektionsgeschehen in Deutschland in Kombination mit der neuen
Virusmutation bringt nun auch an der Frankfurter Börse das Fass zum Überlaufen", so Analyst Jochen Stanzl. 

Die Lufthansa hält die Flugverbindungen in das Virusvariantengebiet Südafrika vorerst aufrecht. "Wir setzen die Vorgaben um und werden weiter fliegen, auch um Menschen nach Hause zu bringen und Fracht zu transportieren", sagte ein Airline-Sprecher am Freitagmorgen auf Anfrage. Lufthansa beobachte die Lage intensiv und halte sich an alle gesetzlichen Auflagen und Regeln.

Preise steigen überall

Die Preisexplosion bei Öl und Gas verteuert die deutschen Importe so stark wie seit der zweiten Ölkrise Anfang der 80er Jahre nicht mehr. Die Einfuhrpreise stiegen im Oktober um 21,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Auch der starke Anstieg der Importpreise geht vor allem auf rasant steigende Kosten für Energie zurück: Deren Einfuhr verteuerte sich um 141,0 Prozent im Vergleich zum Oktober 2020. Bei Erdgas fiel der Preisaufschlag dabei mit 193,9 Prozent besonders stark aus, bei Erdöl gab es ein Plus von 105,9 Prozent. Die Einfuhrpreise für importierte Steinkohle erhöhten sich um 213,2 Prozent.

Experten erwarten, dass die erhöhten Kosten bei den Einfuhren auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen werden. Steigende Öl- und Spritpreise hatten die Teuerungsrate im Oktober bereits auf 4,5 Prozent klettern lassen und damit den höchsten Stand seit 28 Jahren. Die Bundesbank geht davon aus, dass im November fast sechs Prozent erreicht werden.

Auch Gold wird teurer

Ein gewöhnlich sicherer Indikator für tiefgreifende Turbulenzen an den Märkten sind die Edelmetallkurse, daher lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Goldpreise. Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen einer weltweiten Ausbreitung der neuen Coronavirus-Variante nehmen Anleger Kurs auf den "sicheren Hafen" Gold.

Das Edelmetall verteuert sich um ein knappes Prozent auf 1803 Dollar je Feinunze. "Wenn die neue Variante sich in den USA ausbreitet, würde es das dortige Wachstum dämpfen", sagt Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. In so einem Umfeld werde eine Zinserhöhung der Notenbank Fed unwahrscheinlicher.

dk/hb (rtr, dpa, afp)