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Eunice und Zeynep - Wieder Sturmtief über Europa

19. Februar 2022

Einen Tag nach einem Sturm mit je drei Todesopfern in Deutschland und Polen ist Europa erneut von einem Orkantief heimgesucht worden. Dieses Mal kamen mindestens neun Menschen ums Leben.

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Luftansicht des Daches des Millenium Dome
In London zerstörte der Sturm das Dach des Millenium DomeBild: MAY JAMES/REUTERS

Das international "Eunice" und in Deutschland "Zeynep" genannte Sturmtief hat in Europa und Deutschland gewütet. In den Niederlanden und in Großbritannien mindestens drei Menschen ums Leben, in Irland und Belgien je ein Mensch. In Deutschland gab es durch den Sturm mindestens zwei Todesopfer. In Teilen Großbritanniens brachte das Tief das öffentliche Leben zum Erliegen. In Frankreich wurden mindestens elf Menschen verletzt. Im
Norden des Landes waren am Abend rund 130 000 Haushalte ohne Strom.
Auch in Deutschland, Dänemark und Belgien sorgte der Sturm für Verkehrsbeeinträchtigungen.

Umgekippter LKW
Der Wind auf der Brücke in Südwales war zu stark....Bild: Jacob King/AP/picture alliance

Niederlande

In Amsterdam erschlug ein umstürzender Baum einen Mann, wie die Feuerwehr mitteilte. Wenige Stunden später wurde im Süden der Stadt ein Fahrradfahrer von einem Baum getötet. In Diemen im Osten der Hauptstadt starb ein Mensch, nachdem ein Baum auf sein Auto gestürzt war. Der Sturm mit orkanartigen Böen legte das öffentliche Leben in großen Teilen des Landes lahm. Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und Lastwagen stürzten um. In Den Haag zerstörte der Wind das Dach vom Fußballstadion. Der Zug- und öffentliche Nahverkehr wurden eingestellt. Schulen sowie Test- und Impfzentren schlossen. Die extremen Wetterbedingungen sorgten auch für Ausfälle und Verspätungen am Amsterdamer Flughafen Schiphol.

Frau mit verwehten langen Haaren
Die Frisur sitzt - nicht mehr....Bild: Kurt Desplenter/BELGA/dpa/picture alliance

Der Wetterdienst KNMI hatte bis zum Abend für die Küstenprovinzen im Westen und weite Gebiete im Norden die höchste Warnstufe Code Rot verhängt. Der Wetterdienst warnte vor "gefährlichen Situationen" und Windgeschwindigkeiten bis zu 130 Stundenkilometern.

Irland und Großbritannien

In der Gegend von Ballythomas im Südosten Irlands sei ein um die 60 Jahre alter Mann durch einen umstürzenden Baum getötet worden, teilte die Polizei mit. Auf der Isle of Wight vor Englands Südküste traf "Eunice" mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von 196 Stundenkilometern auf Land. Dies sei nach vorläufiger Einschätzung "die stärkste jemals in England gemessene Bö", teilte die britische Wetterbehörde Met Office mit.

Umgestürzter Baum auf einem Auto
Dieser Böe in England konnte der Baum nicht standhaltenBild: Andrew Matthews/AP Photo/picture alliance

Für London gab die Wetterbehörde die erste Sturmwarnung der Alarmstufe rot heraus, seit diese Kategorisierung 2011 eingeführt worden war. Am Millennium Dome im Südosten Londons zerstörte der Wind große Teile des Daches. Landesweit wurden mindestens drei Menschen durch umstürzende Bäume erschlagen. Auch für den Südosten und Südwesten Englands und den Süden von Wales galt die höchste Alarmstufe, die "Lebensgefahr" bedeutet. An den Küsten wurde mit Überflutungen gerechnet. Für Schottland und Nordengland wurden heftige Schneefälle vorhergesagt. Millionen Menschen waren aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Die Schulen in den Sturmgebieten blieben geschlossen.

Die britische Armee wurde wegen des Sturms in Bereitschaft versetzt. Premierminister Boris Johnson rief seine Mitbürger auf Twitter auf, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und den Aufrufen der Behörden zu folgen. Ein Vertreter der britischen Umweltbehörde warnte davor, auf der Jagd nach dramatischen Aufnahmen an die Küsten zu gehen. Dies wäre "wahrscheinlich das Dümmste, was Sie tun können", sagte er.

Leuchtturm in der Gischt
Dramatische Wellen - aus der Ferne fotografiertBild: Matt Dunham/AP/picture alliance

Deutschland

Das Sturmtief traf weite Teile Deutschlands mit großer Wucht. In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste stürzte von einem Dach und verstarb, als er versucht, das beschädigte Dach eines Stalls zu reparieren. Ein Autofahrer kam nach Angaben der Polizei bei Altenberge in Nordrhein-Westfalen ums Leben, als er mit dem Auto gegen einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum prallte.

Im nahe gelegenen Saerbeck überschlug sich das Auto eines 33-Jährigen, der am Unfallort starb. Die Ursache dieses Unfalls ist unklar, vermutlich sei das Auto von einer Windböe erfasst worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Das wollte die Polizei nicht bestätigen. Der Mann wäre das zehnte Opfer des Orkans.

Deutschland Sturmtief Zeynep | Düsseldorf
Auch in Düsseldorf wütete das SturmtiefBild: David Young/dpa/picture alliance

Rheinbrücke gesperrt

"Zeynep" hat Hamburg und Schleswig-Holstein voll erwischt, aber wohl weniger Schaden angerichtet als befürchtet. Feuerwehren und Polizei meldeten bis Samstagmorgen zwar zahlreiche Einsätze, doch blieb es zunächst in der Regel bei Sachschäden und umgestürzten Bäumen. In Nordrhein-Westfalen wurde die Rheinbrücke Emmerich bis auf weiteres gesperrt. Als Grund gab die Polizei umgestürzte Gerüstteile an, die in die Fahrbahn ragen. In Bremen stürzte ein 55 Meter großer Baukran während des Sturmtiefs ein und krachte auf einen Rohbau. 

Die Deutsche Bahn hatte den Regional- und Fernverkehr in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen bereits am Nachmittag schrittweise eingestellt. Der Wetterdienst gab flächendeckende Unterwetterwarnungen für den Norden sowie die Mitte und den Osten Deutschland heraus. Bereits am Vortag war Tief "Ylenia" über das Land gefegt und hatte zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehr ausgelöst.

Polen und Tschechien

Das Sturmtief "Zeynep" zog inzwischen weiter nach Polen und Tschechien und richtete auch dort Schäden an. Die polnischen Feuerwehren rückten in der Nacht zu Samstag zu rund 2000 Einsätzen aus. Zahlreiche Bäume blockierten Straßen, Dächer wurden abgedeckt. Wegen beschädigter Leitungen waren Zehntausende Haushalte vor allem in Westpommern ohne Strom. Auf einer Landstraße bei Olsztyn im Nordosten Polens fiel ein Baum auf ein Auto. Die Fahrerin wurde ins Krankenhaus gebracht.

In Tschechien waren rund 26.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen. Die Feuerwehren waren erneut im Dauereinsatz. In Cercany bei Prag fuhr ein Regionalzug auf einen Baum auf. Bei dem Unfall wurde aber niemand verletzt. Auch auf weiteren Bahnstrecken kam es zu Einschränkungen. Die Seilbahn auf die Schneekoppe im Riesengebirge stellte ihren Betrieb vorübergehend ein.

fab/uh/kle (afp, dpa, rtre)