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Weizen - weltweit auf dem Tisch

9. März 2022

Neben Mais und Reis ist kein anderes Getreide so wichtig für die Welternährung wie der Weizen. Allein Brotweizen deckt 20 Prozent des weltweiten Kalorienkonsums der Menschen. Alles Wissenswerte über den Weizen.

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Goldenes Licht der Abendsonne fällt auf ein Weizenfeld
Ohne Weizen geht es nicht: Das Getreide ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweitBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Weizen ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Die Wildform wurde schon vor 8000-10.000 Jahren gesammelt und angebaut. Damit ist Weizen nach Gerste die am längsten kultivierte Getreideart.   

Getreide aus dem fruchtbaren Halbmond 

Die Heimat der Vorfahren des Weizens liegt in den Gebieten Eurasiens, vermutlich im Norden der arabischen Halbinsel sowie im Irak, Iran, Syrien und Saudi-Arabien. Die Ägypter hatten schon vor 6000 Jahren spezielle Backräume für Brot. 

An einem Verkaufsstand auf einem Basar in der ägyptischen Hauptstadt Kairo wird Brot angeboten
Verkaufstand mit Brot in Ägypten: Das Land gilt als eines der Wiegenländer des WeizenBild: Marco Longari/AFP/Getty Images

In Europa wurden die ersten Weizenarten, Einkorn und Emmer, im Mittelmeerraum angebaut. Getreide konnte gut gelagert werden und half den Menschen durch die karge Winterzeit. Im Mittelalter konnte sich der inzwischen gezüchtete Nacktweizen, vor allem Dinkel, in Mitteleuropa durchsetzen. Dort kam Weißbrot ab dem 11. Jahrhundert für reiche Menschen in Mode. 

Gentechnik Nutzpflanzen Emmer frühe Kulturform des Weizen Flash-Galerie
Der Emmer hat, wie auch Einkorn, Spelzen, die fest mit dem Korn verwachsen sind. Diese wurden dem modernen Nacktweizen abgezüchtet, um die Verarbeitung zu erleichtern und so und den Ertrag zu steigernBild: www.transgen.de

Nur Mais schlägt den Weizen 

Weltweit wird immer mehr Weizen angebaut - im Jahr 2020 waren es über 760 Millionen Tonnen. Damit ist Weizen nach Mais das am zweithäufigste angebaute Getreide. Russland, die USA, Kanada, Frankreich und die Ukraine sind die größten Exporteure. Je nach Region wird Weizen als Tierfutter oder als Grundnahrungsmittel verwendet, wobei der Anteil an Tierfutter insgesamt überwiegt.

Erntemaschinen fahren über ein Weizenfeld in Russland
Weizenernte in Russland - das Land ist einer der größten Weizenexporteure weltweitBild: Valery Matytsin/TASS/dpa/picture alliance

Gleichzeitig ist Weizen eines der wichtigsten Nahrungsmittel für Menschen, und das wohl beliebteste für Brot. Weizen wird weltweit an Terminbörsen gehandelt. Wenn der Preis steigt, hat das globale Folgen. Vier Unternehmen dominieren den Weltmarkt für Weizen: die Großhandelsunternehmen Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus - auch ABCD-Gruppe genannt: Ihr Weltmarktanteil liegt bei 70 Prozent.

Weltweit gibt es viele verschiedenen Weizensorten, mit unterschiedlichen Ansprüchen an Klima und Boden. Zur Weizenfamilie gehört auch die geröstete Form des Dinkels, der Grünkern sowie der Khorasan-Weizen, auch als Kamut bekannt.  

Unreife grüne Dinkelähren stehen auf einem Feld in Deutschland
Auch Dinkel ist eine Weizenart und war vor allem im Mittelalter in Europa beliebtBild: picture-alliance/blickwinkel/A. Jagel

Weizen wird als Sommer- oder Winterweizen kultiviert. Der Winterweizen macht den Löwenanteil im weltweiten Anbau aus. Er hält Temperaturen bis -20°C aus. In Mitteleuropa wird er im Oktober ausgesät. In kälteren Regionen wird hauptsächlich Sommerweizen angebaut, der erst im Frühjahr gesät wird.   

Von Hartweizen und Weichweizen 

Hartweizen braucht viel Wärme und wird vor allem im Mittelmeergebiet und in Vorderasien kultiviert. Aus ihm werden Nudeln, aber auch Grieß und Weizenschrot, wie Bulgur oder Couscous, hergestellt. Typisch für Hartweizen ist seine gelbliche Farbe.  

Deutlich häufiger wird Weichweizen angebaut - auch Saatweizen oder Brotweizen genannt. Er wächst in allen gemäßigten Zonen, das Mehl wird für Brot und viele andere Backwaren verwendet - ob als französisches Baguette, englisches Toastbrot, türkische Pide, ägyptisches Fladenbrot, indisches Naan oder mexikanische Tortillas. 

Verschiedene Brotsorten liegen nebeneinander
Brot aus Weizenmehl ist in fast allen Regionen der Welt bekanntBild: picture-alliance/Panther Media/I. Botbol

Weizen braucht viele Nährstoffe. Ideal für den Anbau sind schwere, nährstoffreiche Löss- oder Lehmböden mit einer hohen Wasserkapazität. Darum sind die fruchtbaren Schwarzerde-Böden in der Ukraine und Russland so gut zum Anbau geeignet.

Stärke, Eiweiß, Vitamine - und jede Menge Gene

Weizen ist gesund, besonders wenn er in Form von Vollkorn verwendet wird: In der äußeren Hülle des Weizenkorns, sind B-Vitamine, Vitamin E und Mineralstoffe enthalten. Das Korn selbst besteht größtenteils aus Stärke, also Kohlenhydraten, und bis zu 14 Prozent aus Proteinen. Zu diesen zählen auch Klebereiweiße wie Gluten, die für die Elastizität und Festigkeit von Weizenteig verantwortlich sind. Der Weizenkeimling, der im Korn liegt, enthält vor allem Fettsäuren, Mineralstoffe und Vitamine.  

Mikroskop-Aufnahme eines keimenden Weizenkorn in 17-facher Vergrößerung
Dieser kleine Weizenkeimling hat es in sich - in Sachen Nährstoffe und GeneBild: eye of science/Oliver Meckes

Im Zuge seiner Kultivierung aus dem Urweizen Einkorn hat sich das Genom des Weizens, also die Erbinformationen der Pflanze, verdreifacht. Heute hat Weizen einen sechsfachen Chromosomensatz und insgesamt mehr als 100.000 Gene. Damit hat der Weizen fünfmal mehr Gene als wir Menschen: Wir kommen auf etwa 23.000 verschiedene Gene in unseren Zellen.

DW-Redakteurin Jeannette Cwienk
Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin mit Fokus auf Klima- und Umweltthemen