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Politik

Mali: Mehr als 200 "Terroristen" getötet

2. April 2022

Unter den Opfern der Armee-Aktion dürften vermutlich Islamisten, aber auch wieder Zivilisten sein. Malis Militärregierung nimmt es laut UN nicht so genau, wenn es um die Sicherung der eigenen Macht geht.

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Malis derzeitiger starker Mann: Militärchef Oberst Assimi Goïta
Malis derzeitiger starker Mann: Militärchef Oberst Assimi GoïtaBild: Präsidentschaft der Republik Mali

Bei einem Großeinsatz gegen mutmaßliche Terroristen im Landesinneren hat die malische Armee nach eigenen Angaben 203 Kämpfer getötet und 51 weitere festgenommen. Bei dem Einsatz vom 23. bis zum 31. März in einer "Terroristen-Hochburg" in der Gegend von Moura seien außerdem zahlreiche Waffen und sonstiges technisches Material hebeschlagnahmt worden - darunter auch rund 200 Motorräder.

In Online-Netzwerken war zuvor berichtet worden, dass in Moura Dutzende Menschen getötet worden seien, darunter Zivilisten. Weder diese Berichte noch die Angaben der Armee ließen sich unabhängig überprüfen. Nach Angaben der UN-Friedensmission in Mali (MINUSMA) hat die Gewalt in dem Sahelstaat in letzter Zeit zugenommen. Die Lage an den Grenzen zu Burkina Faso und Niger habe sich "beträchtlich verschlechtert", hieß es.

"Verheerende Konsequenzen für die Zivilbevölkerung"

In einem vertraulichen Bericht an den UN-Sicherheitsrat, aus dem die Nachrichtenagentur AFP diese Woche zitierte, heißt es, zwar gebe es in Mali "verbreitete Angriffe von Extremisten", die Anti-Terror-Maßnahmen hätten jedoch auch "verheerende Konsequenzen für die Zivilbevölkerung". Der Staat müsse alles in seiner Macht stehende tun um sicherzustellen, "dass seine Militäraktionen, einschließlich jener seiner bilateralen Partner, in Übereinstimmung mit seinen internationalen Verpflichtungen ausgeübt werden", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres in dem Bericht.

Die malische Armee versicherte ihrerseits in einer Mitteilung zu dem Militäreinsatz in Moura, sie lasse sich von internationalem Recht und den Menschenrechten leiten. Zugleich forderte sie "Zurückhaltung gegenüber verleumderischen Spekulationen".

Islamisten seit zehn Jahren im Aufstand

In Mali hatte im Jahr 2012 eine islamistische Aufstandsbewegung begonnen, die sich dann auf die Nachbarstaaten Burkina Faso und Niger ausweitete. In dem Krisenstaat sind mehrere Terrorgruppen aktiv, einige haben Al-Kaida oder dem "Islamischen Staat" (IS) die Treue geschworen. In dem Konflikt wurden bereits mehrere tausend Soldaten und Zivilisten getötet sowie zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Der schlecht ausgerüsteten Armee des Landes, das derzeit von einer Militärregierung geführt wird, werden immer wieder Menschenrechtsverstöße vorgeworfen.

Das malische Militär hatte vergangenen Mai in der ehemaligen französischen Kolonie mit rund 20 Millionen Einwohnern die Übergangsregierung entmachtet, die eigentlich bis zur Präsidentschaftswahl 2022 im Amt sein sollte. Putschistenführer Assimi Goïta ließ sich danach zum Übergangspräsidenten ausrufen und verschob eine zunächst geplante Präsidentenwahl, was Proteste auslöste.

Frankreich hatte dann im Februar das Ende seines bereits seit neun Jahren dauernden Militäreinsatzes in Mali beschlossen. Dies heizte auch die Diskussionen über die dortigen Bundeswehreinsätze neu an. Die Bundeswehr ist in Mali derzeit mit bis zu 1700 Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM und an der MINUSMA-Mission beteiligt. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte erst am Donnerstag, sie rechne nicht mit einer Verlängerung des Ende Mai auslaufenden EUTM-Mandats der Bundeswehr.

sti/as (afp, dpa)