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Wolfsburg freut sich über Rekord-Titel

Thomas Klein aus Köln
28. Mai 2022

Vor den Augen von Bundespräsident Steinmeier werden die Spielerinnen des VfL Wolfsburg ihrer Favoritenrolle gerecht und gewinnen den DFB-Pokal zum achten Mal in Folge. Ein emotionaler Sieg in mehrfacher Hinsicht.

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Wolfsburger Spielerinnen jubeln nach dem Gewinn des DFB-Pokals
Jubelnde Wolfsburgerinnen: Zum neunten Mal den Pokal geholt, zum achten Mal in SerieBild: Alex Grimm/Getty Images

Almuth Schult riss die Arme hoch und ließ sich erst von den Zuschauern und dann auch von ihren Mitspielerinnen feiern. Die 31-jährige Torhüterin des VfL Wolfsburg umarmte jede einzelne von ihnen. Durch ein deutliches 4:0 (3:0) gegen Turbine Potsdam holten die "Wölfinnen" ihren achten DFB-Pokal-Titel in Folge, den neunten insgesamt. Für Schult war es ebenfalls der achte Erfolg und gleichzeitig auch der vorerst letzte Titel mit ihrem Verein. Die Schlussfrau verlässt Wolfsburg nach neun Jahren und wechselt in die USA zum Angel City FC nach Los Angeles. "Es ist für mich ja noch nicht vorbei, denn die Party kommt ja noch", sagte Schult im ARD-Interview. Der richtige Abschied sei beim letzten Bundesliga-Saisonspiel gewesen, so die 31-Jährige. "Heute war ich emotional sehr gefasst."

Während Schult den Medien Rede und Antwort stand, beobachtete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Aufbauarbeiten für die Feierlichkeiten und plauschte mit Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, bevor der frühere Libero sich dann auf der Bühne auf die Pokalübergabe vorbereitete. Nachdem alle Medaillen übergeben waren, verließ der Bundespräsident zügig das Podest - und die Party nahm ihren Lauf. Erst wurde der Pokal mehrfach in die Höhe gehievt, dann startete das Team die Ehrenrunde.

Alle bis auf Almuth Schult, denn die hatte sich noch etwas Besonderes für ihren Trainer überlegt: Sie schüttete Tommy Stroot ein gut gefülltes Bierglas über den Kopf. "Ich habe nicht damit gerechnet", räumte der VfL-Trainer am Mikrofon der ARD ein. Stroot freute sich trotz eines nassen Pullovers über den Erfolg: "Wie hätten nicht erwartet, dass wir so weit kommen in einem Jahr des Umbruchs. Wir haben aber vor allem in der Rückrunde eine Entwicklung genommen, die so nicht planbar war. Und jetzt stehen wir hier mit zwei Titeln."

Pajor macht früh alles klar

Die "Wölfinnen" machten das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg perfekt und zogen durch den neunten DFB-Pokal-Triumph mit Rekordgewinner 1. FFC Frankfurt gleich. Zudem bauten die Wolfsburgerinnen ihren eigenen Rekord weiter aus - mehr Pokalsiege in Serie konnte noch keine Mannschaft gewinnen. "Das ist ein wunderschönes Gefühl, wieder den Pokal gewonnen zu haben", sagte Doppeltorschützin Ewa Pajor. "Das ist eine wunderschöne Geschichte. Wir haben viel Spaß auf dem Platz, und das ist das Wichtigste."

Die Titelverteidigerinnen wurden bereits in den ersten Minuten ihrer Favoritenrolle gerecht. Sie ließen den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren, Potsdam konnte sich oft nur durch Fouls behelfen. Angefeuert von 17.500 Fans im Kölner Stadion, gingen beide Teams im letzten Spiel der Saison engagiert zur Sache. Angeführt von Kapitänin Svenja Huth und Torhüterin Almuth Schult, die immer wieder lautstark ihre Vorderleute zur Ordnung rief, konnte Pajor gleich die erste große Chance der Wölfinnen zur Führung nutzen (11. Minute). Doch Potsdam ließ sich nicht einschüchtern, im Gegenteil. Mutig erspielte sich das Team von Trainer Sofian Chahed einige Chancen, ließ im Abschluss aber die letzte Konzentration vermissen. Ernsthaft eingreifen musste Schult im Wolfsburger Tor nicht.

Ein Tanz für die Entscheidung

"Ewa Pajor"-Sprechchöre hallten nach einer guten halben Stunde erneut durch das Kölner Stadion. Die Stürmerin, die in nur sieben Bundesligaspielen neun Tore erzielen konnte, traf zum 2:0 (33.) und ließ sich von Fans und Mitspielerinnen ausgiebig feiern. Spätestens nach dem 3:0 durch Jill Roord (42.) kurz vor der Halbzeitpause war das Spiel entschieden.

Jill Roord (r.) bejubelt ihren Treffer zum 3:0 für die Wolfsburgerinnen
Jill Roord (r.) hat zum 3:0 für die Wolfsburgerinnen getroffenBild: Fabian Strauch/dpa/picture alliance

In der zweiten Halbzeit hätte Potsdam dann beinahe den Anschlusstreffer erzielen können, doch Wolfsburgs Torhüterin tauchte blitzschnell ab und lenkte den Ball gerade noch aus der Gefahrenzone. Karen Holmgaard hatte gegen die Laufrichtung geköpft, scheiterte dann aber an der starken Abwehraktion Schults. Die Turbinen machten weiter Druck und zeigten, dass sie weiter an sich glaubten. Doch Dominique Janssen machte alle aufkeimende Hoffnung zunichte. Ihr direkter Freistoß wurde abgefälscht und landete unhaltbar im Tornetz von Turbine Potsdam (70.). Ausgelassen wurde der vierte Treffer von allen Spielerinnen an der Seitenlinie mit einer kleinen, aber perfekt choreografierten Tanzeinlage zelebriert.

Stroot: "Eine ganz besondere Saison"

Kurios wurde es kurz vor Schluss. Bei einer Wolfsburger Ecke stürmte dann plötzlich Torhüterin Schult bis zum gegnerischen Strafraum. "Ich habe unter der Woche beim Training mal ein Seitfallzieher-Tor gemacht", erklärte Schult ihren Vorstoß. "Und da haben wir gesagt: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann versuchen wir es nochmal, dass ich ein Tor schieße. Das Timing hat aber nicht so ganz gepasst." Zu einem Torabschluss kam die Torfrau aber nicht, der Ball wurde vorher abgeblockt.

Deutschland VfL Wolfsburg - Turbine Potsdam | Almuth Schult
Gelungener Abschied von Torfrau Almuth SchultBild: Thilo Schmuelgen/Reuters-Pool/dpa/picture alliance

Stattdessen wurde Schult von ihren Mitspielerinnen in den letzten Minuten immer wieder ins Spiel einbezogen und angespielt. Die letzten Sekunden im Trikot der "Wölfinnen" genoss die 31-Jährige dann alleine, was sich kurz nach dem Schlusspfiff dann aber schlagartig änderte und die Party ihren Lauf nahm.

"Ich probiere natürlich, die Bilder von den feiernden Mädels auf dem Platz in meinem Kopf abzuspeichern", sagte Trainer Stroot: "Das ist eine ganz besondere Saison, an die ich mich immer gerne zurückerinnern werde."