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Deutschland schafft Klimaziele und hat Probleme

15. März 2023

Zwar ist der CO2-Ausstoß in 2022 gesunken und die Vorgaben wurden erreicht. Doch in den Bereichen Verkehr und Gebäude sah es schlecht aus. Und in den kommenden Jahren müssen die Emissionen viel mehr runter.

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Eine Windpark vor dem RWE-Kraftwerk Neurath
Der stärkere Einsatz von Kohle zur Stromproduktion bleibt nicht ohne FolgenBild: Rupert Oberhäuser/picture alliance

In der deutschen Klimapolitik gibt es gute und schlechte Nachrichten zugleich. Wie das Umweltbundesamt (UBA) mitteilte, hat Deutschland 2022 trotz des massiven Einsatzes von Kohlestrom in der Energiekrise sein Klimaziel insgesamt erreicht. So sei der Treibhausgas-Ausstoß um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 746 Millionen Tonnen zurückgegangen. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen damit um 40,4 Prozent.

Höherer CO2-Ausstoß bei Energie und Verkehr

Doch beim Blick auf die verschiedenen Bereiche zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Im Energiesektor stiegen die Emissionen um 4,4 Prozent auf 256 Millionen Tonnen an. Trotzdem konnten die Vorgaben knapp eingehalten werden. Als Grund für den Anstieg wurde der stärkere Einsatz von Kohle zur Stromproduktion genannt. "Trotz des insgesamt rückläufigen Energieeinsatzes vor allem in der Industrie hat sich der Anstieg der Treibhausgasemissionen aufgrund des erhöhten Einsatzes von Stein- und Braunkohlen in der Energiewirtschaft seit dem Sommer 2022 abgezeichnet", sagte UBA-Präsident Dirk Messner.

Im Verkehrssektor wurden die gesetzlichen Verpflichtungen hingegen zum zweiten Mal in Folge verfehlt. Und das, obwohl es in 2022 das günstige Neun-Euro-Ticket für Busse und Bahnen gab, die Spritpreise hoch waren und mehr E-Autos auf den Straßen fuhren. Dennoch stiegen die Emissionen um 0,7 Prozent auf 148 Millionen Tonnen.

Dichter Verkehr auf der Friedrichstraße in Berlin
Im Verkehrsbereich werden noch immer zu viele Treibhausgase ausgestoßenBild: Annette Riedl/dpa/picture alliance

Auch der Gebäudebereich überschritt erneut die im Bundesklimaschutzgesetz festgelegte Höchstmenge. Allerdings sanken die Emissionen um 5,3 Prozent auf 112 Millionen Tonnen. Die Industrie verzeichnete unterdessen einen Rückgang der Emissionen um 10,4 Prozent auf 164 Millionen Tonnen und hielt damit die Vorgaben ein. In der Landwirtschaft ging der Ausstoß um 1,5 Prozent auf 62 Millionen Tonnen zurück. Grund ist laut Umweltbundesamt vor allem ein weiterer Rückgang der Schweinezahlen und ein geringerer Einsatz von Mineraldünger. Im Abfallsektor sanken die Emissionen um 4,5 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen.

Umweltbundesamt fordert mehr Tempo

Mit Blick auf die gesamte Entwicklung mahnte UBA-Präsident Messner ein deutlich höheres Tempo, um die Klimaziele für 2030 noch zu erreichen. Denn bis dahin muss der Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent sinken. Dafür müssten nun "pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden". Dies wäre eine drastische Beschleunigung. Seit 2010 waren es laut Messner im Schnitt nicht einmal zwei Prozent pro Jahr. Erreicht werden könne das mit einem kräftigen Ausbau der Erneuerbaren Energien. "Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern."

Dirk Messner
Der Chef des Umweltbundesamtes sieht dringenden HandlungsbedarfBild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance

Im deutschen Klimaschutzgesetz gibt es Obergrenzen für die Emissionen für jeden einzelnen Sektor und jedes Jahr. Wer seine Ziele verfehlt - wie Verkehr und Gebäude jetzt - muss mit einem Sofortprogramm wieder auf Kurs kommen. Diese Programme werden von einem unabhängigen Expertenrat überprüft. Die Bundesregierung arbeitet derzeit zudem an einem umfassenden Klimaschutzprogramm, um die Ziele in allen Sektoren auch in kommenden Jahren erreichen zu können. Es steckt derzeit aber vor allem wegen Streitigkeiten zwischen Klimaschutz- und Verkehrsministerium fest.

cwo/fab (dpa, afp, rtr)