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Tickende Zeitbombe und spätes Mutterglück

Dominik Maaßen22. Juli 2004

Im Rampenlicht der US-Wahlkampagne stehen nicht nur die Kandidaten, sondern auch deren Ehefrauen. Elisabeth Edwards und Teresa Heinz Kerry absolvieren den Presse-Parcours bisher gut.

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Bei Teresa Heinz Kerry bekommen einige Demokraten Herzrasen. Nicht wegen ihrer wilden kupferfarbenen Mähne und auch nicht wegen ihres 500-Millionen schweren Portemonnaies, das sie von ihrem verstorbenen Mann, dem Ketchup-Magnaten John Heinz geerbt hat. Die Dame ist deshalb beileibe keine "Lady in Red". Sondern eine, die ganz gerne mal deftig Tacheles redet. Und zwar am liebsten vor laufender Kamera.

Dann sagt die 65-Jaehrige Sätze wie zum Beispiel "am Anfang war ich total gegen die Kandidatur" oder, dass im Weißen Haus "machiavellistische Manipulatoren" säßen, oder, dass sie erst auf Drängen ihres Mannes seinen Namen angenommen habe - ihr sei "dieses Theater um den Namen scheissegal". So mancher bezeichnet sie daher als tickende Zeitbombe – nicht ganz zu unrecht.

Ideale Mischung

Elisabeth Edwards (55) ist da schon zurückhaltender. Sie sei so smart wie Hillary Clinton, so charmant wie Tipper Gore, schwärmen ihre Bewunderer. Die perfekte Kombi also für die Gattin eines Mannes, der im Weißen Haus täglich ein- und ausgehen will.

Vor 30 Jahren hat der sofort entflammte John Edwards wild und lange um die Tochter eines hochrangigen Navy-Piloten werben müssen. Sie sagt dagegen trocken über ihre erste Begegnung: "Es war nicht Liebe auf den ersten Blick." Dafür trägt die ehemalige Juristin heute noch den Ehering im Wert von elf Dollar, obwohl sie längst dickere Klunker präsentieren könnte.

Hart im Nehmen

Beide Ladies haben viele Gemeinsamkeiten. Sie sind ein paar Jahre älter als ihre Männer und wohnen mit ihren Familien im Washingtoner Stadtteil Georgetown nur einen Block weit voneinander entfernt. Beide eint ebenfalls die Konfrontation mit einem tragischen Schicksal in ihrer Vergangenheit. Teresa hat nie richtig den Tod ihres ersten Mannes bei einem Flugzeugabsturz 1991 verwunden. In 25 Jahren Ehe hatte sie drei Kinder von ihm bekommen. Heute ist sie deshalb Vorsitzende der Heinz-Family-Foundation.

Tragischer Unfall

Die Edwards wurden 1996 schwer vom Schicksal getroffen - sie verloren ihren Sohn Wade bei einem Autounfall. "Wie können wir wieder Freude in unser Leben bringen", fragten sie sich damals. Sehr spät, mit fast 50 Jahren, entschlossen sie sich daher, neben Tochter Cate noch zwei weitere Kinder, Emma Claire und Jack, zu bekommen. Teresa Heinz Kerry bewundert diese Entscheidung. Sie meint, sie hätte mit John, den sie mit 55 Jahren heiratete, auch gerne ein Baby gehabt: "Aber ab einem bestimmten Punkt ist der Laden zu."

Sollten die Demokraten im November siegen, möchte sich Elisabeth Edwards für Schulprogramme engagieren. Erfahrung hat sie genug gesammelt - nach der Geburt ihrer Kinder war sie in erster Linie Hausfrau und Mutter. "Mutter Erde"-Qualitäten werden ihr daher wohlmeinend von Teresa bescheinigt. Sollte dieses Frauengespann First- bzw. Second Ladies werden, darf man sich auf interessante Schlagzeilen freuen.