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Kulinarische Weihnachtsgeschichte

Gaby Reucher22. Dezember 2005

Knusprige Gans oder gepuderter Rosinenkuchen: Gutes Essen gehört zu Weihnachten so wie der Weihnachtsbaum. Manche kulinarische Tradition geht zurück bis ins Mittelalter oder gar zu den alten Germanen.

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Knusprige Ente als WeihnachtsschmausBild: AP

Schon vor Jahrhunderten feierten die alten Germanen zur Weihnachtszeit die Wintersonnenwende.Gegessen wurde, was die Ernte das Jahr über eingebracht hatte. Das ist bis heute so. Das zu Mehl verarbeitete Getreide, das konservierte Obst oder die eingelagerten Kartoffeln, alles kommt für die Festtage in der ein oder anderen Form auf den Tisch.

Gänsebraten
Lieblingsgericht GansBild: dpa

So mancher isst nur einen Salat am Heiligen Abend oder Fisch - das Symbol der Christen seit dem Mittelalter. Am ersten Weihnachtstag kommt dann der Braten auf den Tisch; sei es Wild, Geflügel, Rind oder Schwein. Ein traditionelles Weihnachtsgericht erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und steht in jedem Restaurant, in jeder Betriebskantine und zu Hause ganz oben auf dem weihnachtlichen Speiseplan: die Gans.

Ganz viele Gans-Variationen

Neben der traditionellen "Martinsgans" zum Fest des Heiligen St. Martin gibt es in Deutschland auch die "Weihnachtsgans". Weil der Bedarf um die Festtage so groß ist, werden die meisten Tiere gemästet und aus Polen oder Ungarn importiert. Siegrid Höltel, die eine Gänsefarm bei Köln betreibt, hält nichts von diesen gemästeten Gänsen. "Gänse, die nur im Stall gehalten und gemästet werden - das ist etwas ganz anderes als Gänse, die den ganzen Sommer auf der Wiese rumlaufen und nur etwas beigefüttert werden. Die sind zarter, die sind magerer."

Vogelgrippe Gänse
Wegen der Angst vor der Vogelgrippe mussten in diesem Jahr viele Gänse im Stall bleibenBild: AP

Die Tradition des Gänsebratens zu Weihnachten reicht weit zurück. Im Jahre 1588 soll Königin Elisabeth von England gerade dabei gewesen sein, ihren Weihnachtsgänsebraten zu verspeisen, als die Nachricht vom Sieg der Engländer über die spanische Flotte eintraf. Von da an galt die Gans als traditioneller Weihnachtsbraten in England - und von dort soll der Brauch nach Deutschland gekommen sein.

Weihnachtsbrot und bunter Teller

Aber der Gänsebraten hat auch noch eine andere Tradition, die mit der Fastenzeit zusammenhängt. Früher hielt man nämlich nicht nur vor Ostern, sondern auch vor Weihnachten Fastenzeit. 40 Tage lang zwischen St. Martin und Weihnachten. Mit dem Gänsebraten am ersten Weihnachtstag war diese dann beendet.

Weil aber die Gans so fett ist, setzen heutzutage viele Familien auf leichtere Kost. Was bei einem Festmahl auch in kalorienbewussten Familien nicht fehlen darf, sind die Süßspeisen, angefangen vom bunten Teller bis zum Weihnachtsbrot, dem Christstollen.

Printen
Der Grundteig für die verschiedenen Printen-Sorten ist immer der gleicheBild: dpa

Der bunte Teller ist in den meisten Familien ein gemeinsamer Teller, gefüllt mit Keksen, Schokolade und Pralinen, mit Nüssen, Mandarinen und Pfefferkuchen. Die kleinen Pfefferkuchen sind eine Art Lebkuchen. Es gibt sie nicht nur selbstgebacken, sondern in jedem deutschen Supermarkt.

Pfefferkuchen heißen nicht etwa so, weil sie Pfeffer enthalten würden. Ihren Namen bekamen sie von importierten Gewürzen aus den damals so genannten "Pfefferländern" - sprich: aus dem Orient. Ingwer, Kardamom, Anis oder Nelken haben Kreuzritter und später dann auch Händler nach Europa gebracht.

Opfer für die germanischen Götter

Dass Weihnachten überhaupt so viel gebacken wird, ist ebenfalls ein Brauch aus der alten Germanenzeit. Das Gebäck diente als Opfergabe für die Götter. Und weil Weihnachten ja alles aus der Ernte des Jahres auf den Tisch kam, enthalten bis heute die meisten Weihnachtsbrote oder Weihnachtskuchen alles, was die Natur hergibt: angefangen von Getreide und Nüssen über Pflaumen, Honig, Rosinen, Marzipan und Kirschwasser. Es geht aber auch ganz einfach.

BdT Dresden Stollen
Der Dresdner Weihnachtsstollen ist weltberühmtBild: AP

Am berühmtesten unter den Weihnachtsbroten ist der Dresdener Stollen. 1457 soll der erste Stollen vom Koch des Schlosses Hartenfels in Torgau hergestellt worden sein. Von der Form her ähnelt der mit Puderzucker bestreute Rosinenkuchen ein wenig einem in Windeln gewickelten Jesuskind - und das mit voller Absicht, um an die Geburt Jesu zu erinnern.

Übrigens: Folgt man altem deutschen Aberglauben, dann darf das Weihnachtsbrot auf keinen Fall vor Weihnachten angeschnitten werden - das bringt Unglück. Wird es aber am Weihnachtsabend nach der Christmette von allen gemeinsam verzehrt, dann bedeutet es Schutz und Segen für das ganze Haus. Um den alten Aberglauben scheint sich in Deutschland aber heutzutage keiner mehr zu kümmern, denn die Supermärkte haben den Weihnachtsstollen bereits im Spätsommer in den Regalen.