1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sportgymnastik

Esther Broders

Pirouetten, Sprünge, dazu wirbelnde Bälle, Bänder oder Keulen – die Rhythmische Sportgymnastik ist gymnastischer Tanz und Akrobatik auf Musik. Es kommt vor allem auf Körperbeherrrschung an.

https://p.dw.com/p/EOKq
Piktogramm für die Rhythmische Sportgymnastik bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Bis vor wenigen Jahren war die Rhythmische Sportgymnastik ein reiner Frauensport. Mittlerweile gibt es aber - vor allem in Japan – vermehrt auch Wettkämpfe für Männer. Seit 1963 werden alle zwei Jahre Weltmeisterschaften ausgetragen. Olympisch wurde die Rhythmische Sportgymnastik aber erst mehr als 20 Jahre später. 1984 in Los Angeles kämpften zum ersten Mal auch Gymnastinnen auf der 13 mal 13 Meter großen Wettkampf-Fläche um den Titel im Einzel-Mehrkampf. Bei den Spielen 1996 in Atlanta kam dann die Gruppenwertung neu dazu.


Für Laien ein Buch mit sieben Siegeln

Ein Publikumsmagnet wie beispielsweise die Leichtathletik- oder die Schwimmwettbewerbe ist die Rhythmische Sportgymnastik aber bis heute nicht geworden. Darüber ist sich auch Mariana Christiansen völlig im Klaren: „Es ist eine Randsportart“ stellt die gebürtige Rumänin nüchtern fest. Christiansen war früher selbst mehrfache rumänische Landesmeisterin und trainiert heute in Deutschland den Nachwuchs. Ihr entgeht kein Fehler der Gymnastinnen, sie sieht sofort, ob eine Übung gut ausgeführt wird oder nicht. „Die Rhythmische Sportgymnastik ist eine ziemlich komplizierte Sache“, erklärt Christiansen. „Es hat viel mit Ballett zu tun, und dazu müssen die Athletinnen mit den fünf Geräten – Keulen, Reifen, Seil, Band und Ball – zurechtkommen. Für Kenner gibt es große Unterschiede in der Ausführung, aber Leute, die sich da nicht so auskennen, die können das gar nicht erkennen und verstehen dadurch auch nicht die Unterschiede in den Noten, die die Gymnastinnen kriegen“.

Chinesische Turnerinnen bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 (AP Photo/Vincent Yu)
Rhythmische Sportgymnastik in Athen 2004Bild: AP

Erst die Bulgarinnen, dann die Russinnen

Die Weißrussin Liubov Charkashyna bei der WM 2005 in Baku. (AP Photo/Sergey Ponomarev)
Ästhetik mit dem BallBild: AP

24 Einzelstarterinnen werden in Peking im Mehrkampf antreten, dazu kommen 12 Gruppen mit jeweils 6 Gymnastinnen. Ein Übungs-Ergebnis setzt sich zusammen aus einem technischen und einem künstlerischen Wert – geteilt durch zwei – plus Ausführungsnote. Maximal sind 20 Punkte möglich. Und die Favoritinnen auf Medaillenränge stammen traditionell aus Südost- und Osteuropa. „In den 70er und 80er Jahren waren die Bulgarinnen weltweit das Maß der Dinge“, sagt Mariana Christiansen. „Danach kamen die Russinnen, die zum einen eine lange Ballett-Tradition haben und zum anderen eine unheimlich große Auswahl an begabten Kindern.“


Keine deutschen Teilnehmer in Peking

Eines dieser begabten Kinder war auch Alexandra Timoschenko. Höhepunkt ihrer Karriere: Gold bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona. Auch nach dem Ende ihrer sportlichen Laufbahn gilt Timoschenko noch immer als eine der ganz Großen in der Rhythmischen Sportgymnastik. Für Mariana Christiansen gibt es aber EINE Athletin, die sogar Alexandra Timoschenko in den Schatten stellt: Alina Kabajewa. Die 1983 geborene Russin hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: sie ist Europameisterin, Weltmeisterin und holte sich nach einer Bronzemedaille in Sydney auch noch olympisches Gold: 2004 in Athen gewann sie den Einzelmehrkampf. „Das ist schon eine ganz große Gymnastin“, meint Christiansen, „sie hat eine fantastische Ausstrahlung, ist einfach ein außergewöhnliches Talent“.

Eine solche Gymnastin auch in Deutschland zu finden und zu fördern, das ist der Wunsch von Mariana Christiansen. Doch um international vorne mithalten zu können, braucht der deutsche Nachwuchs noch Zeit. So wird man in Peking deutsche Gymnastinnen vergeblich suchen: sie konnten sich nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren.