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Weg für neues Auto-Imperium geebnet

13. August 2009

Die Aufsichtsräte von VW und Porsche haben einer Grundlagenvereinbarung für einen integrierten Konzern zugestimmt. VW-Chef Winterkorn wird künftig auch die Führung der Porsche Holding übernehmen.

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Logos von Porsche und VW (Foto: dpa)
Porsche wird die zehnte Marke von VWBild: picture-alliance/ dpa
Ein knieender Martin Winterkorn (Foto: dpa)
Er soll Chef der Porsche Holding werden: Martin WinterkornBild: picture alliance / dpa

Er hat gerne und auch deftig ausgeteilt, in den vergangenen Wochen musste er schwer einstecken - und zurücktreten: Wendelin Wiedeking, ehemaliger Chef der Sportwagenschmiede Porsche. Viele Jahre als der deutsche Topmanager gepriesen, trat der 56-jährige Westfale von der großen Auto-Bühne ab. Gescheitert am Vorhaben, den VW-Konzern zu übernehmen, ausmanövriert von Politik und VW-Aufsichtsrat Ferdinand Piech.

Sein Nachfolger bei der Porsche AG ist mit Michael Macht bereits ernannt. Doch der richtig starke Mann in dem neuen Porsche/VW-Konzern wird der neue Vorstandschef der Porsche Holding, die im Moment als Dachgesellschaft noch die Aktienmehrheit bei VW hat. Dies wird der bisherige VW-Chef Martin Winterkorn. Der gebürtige Schwabe wird nach dem Aus für Wendelin Wiedeking dessen Vorstandsposten bei der Porsche Holding einnehmen wird.

Weichen für gemeinsamen Konzern gestellt

Blick in das Porsche-Museum (Foto: AP)
Porsche und VW wollen gemeinsam einen neuen Automobilgiganten bildenBild: AP

Die Weichen für die gemeinsame Zukunft der beiden Autobauer wurden am Donnerstag (13.08.2009) gestellt. Die Aufsichtsräte von Porsche und VW beschlossen die Kernpunkte einer Grundlagenvereinbarung über die Zusammenführung der beiden Unternehmen.

Volkswagen steigt für 3,3 Milliarden Euro mit zunächst 42 Prozent bei Porsche ein. Im Jahr 2011 soll es dann zu einer vollständigen Verschmelzung beider Firmen kommen. Bei beiden Firmen ist eine Kapitalerhöhung geplant. VW verspricht sich von dem Zusammenschluss Synergieeffekte von 700 Millionen Euro im Jahr, wie der Konzern mitteilte.

Weiter ist vorgesehen, dass Volkswagen von den Familien Porsche und Piech das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg, des größten europäischen Autohändlers, übernimmt. Größter Aktionär des integrierten Konzern bleiben die Familien Porsche und Piech, wie VW-Chef Martin Winterkorn sagte. Neuer strategischer Investor werde das Emirat Katar.

Konzernname wird nicht geändert

Mit dem Beschluss endet ein jahrelanges Tauziehen um die Macht bei den beiden Autoherstellern. Porsche hatte sich seit 2005 Schritt für Schritt bei VW eingekauft. Am Ende hatte Porsche bei dem Übernahmeversuch eine Schuldenlast von 10 Milliarden Euro angehäuft, die der Sportwagenbauer nicht mehr tragen konnte. Aufgrund der finanziellen Notlage wurde im Frühjahr die Idee vom Einstieg von VW bei Porsche geboren.

Der Autogigant wird auch nach der Fusion mit Porsche weiter "Volkswagen" heißen, ein neuer Name ist vom Tisch, wie es hieß.

"David" schluckt doch nicht den "Goliath"

Wiedeking im Portrait (Foto: AP)
Wiedeking wollte mit Porsche VW schluckenBild: AP

Wiedeking und Ex-Finanzchef Holger Härter hatten sich bei der geplanten VW-Übernahme verzockt, einen Milliarden-Schuldenberg angehäuft und mussten ihre Posten räumen. Die Folge: Der "Goliath" VW wird doch nicht vom "David" Porsche geschluckt.

Es wird spekuliert, dass sich der Staatsfonds Qatar Investment Authority mit zunächst 17 Prozent an VW beteiligt. Katar würde damit neben den Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech sowie Niedersachsen dritter VW-Großaktionär werden.

Beteiligung Niedersachsens bleibt erhalten

Die starke Stellung des Landes Niedersachsen bei VW soll weiterhin garantiert werden. Auch die Belegschaft will mit wenigen Prozenten eine Beteiligung an VW erhalten. Mit der Entstehung des integrierten Autokonzerns - der vom Kleinwagen über "Familienkutschen", von Premium-Autos und Sportwagen bis zum Lastwagen die gesamte Modellpalette im Angebot hat - geht der große Traum von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech in Erfüllung. Und der neue Konzern geht in die Offensive. In den nächsten Jahren will der VW-Chef, so wissen gut informierte Kreise, beim Absatz die weltweite Nummer eins Toyota vom Thron stoßen.

VW-Chef Martin Winterkorn hat den Sportwagenbauer Porsche als "ideale Bereicherung" für den VW-Konzern bezeichnet. Winterkorn sagte am Donnerstag in Wolfsburg, VW und Porsche starteten gemeinsam in eine "neue vielversprechende Ära". VW habe alle Chancen, die Nummer eins in der Welt zu werden. Porsche sei eine der wertvollsten und begehrtesten Marken der Welt und einer der profitabelsten Autobauer. Die Porsche AG bleibe eine eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen. Die Standorte und Arbeitsplätze bei Porsche seien sicher. (mbö/gri/dpa/ap)