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Orchestermusiker der Zukunft

3. November 2009

Das Mahler Chamber Orchestra hat sich für drei Jahre im Orchesterzenturm Nordrhein-Westfalen in Dortmund einquartiert. Hier haben Musikstudenten die Gelegenheit, mit erfahrenen Kollegen zusammen zu arbeiten.

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Daniel Harding (Quelle: AP/Sigi Tischler)
Dirigent Daniel HardingBild: AP

Wenn es darum geht, bei Proben für eine lockere Stimmung zu sorgen, weiß der Dirigent Daniel Harding, was zu tun ist. Im Probenraum des Orchesterzentrums NRW sitzen an diesem Morgen gleich mehrere Schulenklassen. Wie den Kontakt zu ihnen herstellen? Harding fragt in die Runde, ob heute jemand Geburtstag habe. Keiner? Das kurze "Greeting Prelude" von Igor Strawinsky wird trotzdem gespielt. Dann geht man zum "Sacre du Printemps" über, das eigentlich auf dem Probenplan steht.

Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer

Fünfzehn Studenten des Dortmunder Orchesterzentrums haben sich für die Aufführung des "Sacre" unter die Profis des Mahler Chamber Orchestra gemischt, um von deren Wissen zu profitieren und Neues zu lernen für den späteren Konzertalltag. Das Orchesterzentrum, eine Ausbildungsstätte für Studenten der vier nordrhein-westfälischen Musikhochschulen in Köln, Essen, Duisburg und Düsseldorf, ist erst wenige Monate alt. Hier wird der perfekte Orchestermusiker von Morgen ausgebildet, hier kann man an den Defiziten arbeiten, unter denen diese jungen Musiker allzu häufig leiden: Fehlende Vorbereitung auf Vorspielsituationen, mangelnde Orchestererfahrung und fehlende soziale Kompetenz. Aus Einzelkämpfern werden Teamplayer gemacht.

Neuland mit Nachwuchsförderung

Konzerthaus Dortmund Foto: Konzerthaus Dortmund
Das Konzerthaus DortmundBild: dpa

Mit ihrer auf drei Jahre hin angelegten Residency, die vom Land Nordrhein-Westfalen und der Kunststiftung NRW gefördert wird, betritt das Mahler Chamber Orchestra Neuland. Anders als bei ihrer Kooperation mit der italienischen Stadt Ferrara setzt das MCO in Dortmund einen ausdrücklichen Akzent auf Nachwuchsförderung. Die begann bereits im Windschatten des "Freischütz"-Projektes am Dortmunder Konzerthaus im Mai 2009. Mitglieder des Orchesters – wie etwa die Soloflötistin Chiara Tonelli – haben damals bereits Kontakt zu Studierenden gesucht. "Im Frühling habe ich einen Workshop gemacht und hier Flötistinnen unterrichtet", so Tonelli. Mit den beiden "neuen" Orchestermitgliedern, die nun beim "Sacre" die Flötengruppe komplettieren, ist sie sehr zufrieden: "Beide sind ganz tolle Musikerinnen." Auch Dirigent Daniel Harding lobt die neuen Studenten: "Sie fügen sich wunderbar ein. Manchmal ist es fast schwer, sie von den anderen zu unterscheiden." Wer durch besondere Begabung auffällt, wird später vom Mahler Chamber Orchestra zu Tourneen eingeladen. Hier bietet sich, ganz nebenbei, auch eine hervorragende Möglichkeit für das Orchester, bestens ausgebildete Musiker und Musikerinnen für die eigenen Reihen zu gewinnen.

Das "Sacre"-Projekt 2009

Höhepunkt der Residency des MCO in Dortmund ist in jedem Jahr ein Projektkonzert in Zusammenarbeit mit dem Orchesterzentrum NRW, das in den Konzerthäusern Nordrhein-Westfalens zu erleben sein wird. Mit dem "Sacre du Printemps", das in diesem Jahr einstudiert wird, verbinden sich für Daniel Harding viele Erinnerungen: Er hat es unzählige Male dirigiert, sogar schon als Student. Harding wollte mit dem "Sacre" ein Stück aufs Programm setzen, das ohne die Dortmunder Studenten eindeutig nicht realisierbar gewesen wäre. Mit ihnen feilte er in Dortmund ausführlich an einer Unmenge von Details. Konzentrierte Arbeit, bei dem die MCO-Musiker verlässliche Partner haben, meint Harding. "Sie sagen, sie vertrauen ihnen ganz und gar. Die Studenten hier tun uns den Gefallen, ein Stück wie dieses überhaupt spielen zu können."

Autor: Markus Bruderreck

Redaktion: Gudrun Stegen