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Ende der Globalisierung nicht in Sicht

3. Dezember 2020

Die Corona-Pandemie wird nicht das Ende der Globalisierung einläuten. Der weltweite Austausch von Waren und Dienstleistungen geht schon jetzt fast unvermindert weiter. Aber ein Aspekt hat sich dramatisch verändert.

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Asien Container-Schiff Handel Wirtschaft
Bild: picture-alliance/dpa/MSC Mediterranean Shipping Company

Der globale Handel erholt sich und hilft der Weltwirtschaft, wieder auf die Füße zu kommen. Das ist  die zentrale Aussage des DHL Global Connectedness Index 2020 (GCI), den die Deutsche Post-Tochter DHL zusammen mit der Stern School of Business der New York University (NYU) am Donnerstag vorgelegt hat. Allerdings sind durch die Folgen der Pandemie-Eindämmung mit Kontaktverboten und Lockdowns die Personenströme dramatisch zurückgegangen und haben der "digitalen Globalisierung” einen regelrechten Schub verpasst.  

Den Studienautoren ging es vor allem darum, durch eine breit angelegte Auswertung verfügbarer Daten herauszufinden, wie es mit der Globalisierung weiter geht. In der siebten Ausgabe des GCI wurden von den NYU-Studienautoren Steven Altman und Phillip Bastian internationale Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme aus 169 Ländern und Territorien analysiert. 

Das Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Analyse: 2020 kommt es im Vergleich zu 2019 zu einem deutlichen Rückgang in der weltweiten Vernetzung. Die coronabedingte gesellschaftliche Distanzierung, Grenzschließungen, Reisebeschränkungen und der zeitweise Stillstand im Personenflugverkehr haben deutliche Spuren hinterlassen. 

Trotzdem gehen die Studienautoren nicht davon aus, dass der Index unter das Niveau der globalen Finanzkrise von 2008/09 fallen wird. Denn die "Handels- und Kapitalströme ziehen bereits wieder an und internationale Datenströme konnten von der Pandemie sogar stark profitieren, da sich die zwischenmenschliche und grenzüberschreitende Kommunikation ins Digitale verlagerte."

Symbolbild - Videokonferenz
Durch Reise- und Kontaktbeschränkungen haben die weltweiten Datenströme deutlich zugenommenBild: Imago Images/N. Guyonnet

Hauptreiber dieser digitalen Globalisierung waren vor allem der Online-Datenverkehr, Telefonate, Video-Konferenzen und E-Commerce, bei denen das Volumen besonders stark anstieg.

Ende der Globalisierung? Fehlanzeige!

COVID-19 hat das wirtschaftliche und soziale Leben auf der Welt extrem beeinträchtigt, doch die grundlegenden Verbindungen zwischen den Nationen bleiben weiterhin intakt, unterstreicht Studienautor Steven Altman. "Wie unsere Studie zeigt, ist die Globalisierung in 2020 nicht kollabiert, auch wenn sich durch die Pandemie die Art und Weise, wie Länder miteinander verbunden sind - zumindest vorübergehend - verändert hat.

Die Studie unterstreiche auch, welche Risiken bestehen, wenn kritische Handels-Verbindungen wie im Frühjahr zusammenbrechen. Für Altman, der sich als Hochschullehrer an der NYU vor allem mit den ökonomischen Aspekten der Globalisierung beschäftigt, ist durch die Erfahrungen der Pandemie noch deutlicher geworden, dass die internationale Vernetzung künftig noch effektiver werden müsse.

"Eine stärkere globale Vernetzung könnte dazu beitragen, dass die Welt die COVID-19-Pandemie schneller hinter sich lässt, da Länder mit einer besseren Anbindung an internationale Ströme tendenziell ein höheres Wirtschaftswachstum verzeichnen”, betont Altman.

Containerterminal Tollerort
Containerterminal im Hamburger HafenBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Einbruch bei Personen- und Kapitalströmen, Boom bei Containerfracht

Nach aktuellen Prognosen der Vereinten Nationen wird die Zahl der Auslandsreisenden 2020 um 70 Prozent einbrechen. Der internationale Tourismus erreicht das Vorkrisenniveau möglicherweise erst wieder 2023. 

Auch die Kapitalströme waren im Pandemie-Jahr stark betroffen: Ausländische Direktinvestitionen (ADI), ein Indikator für die "unternehmerische Einkaufs-, Bau- und Reinvestitionstätigkeit im Ausland, könnten den Vereinten Nationen zufolge in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent sinken".

Der Studie zufolge haben sich die Handelsströme überraschend gut behauptet. "Nach einem deutlichen Rückgang zu Beginn der Pandemie konnte der internationale Handel eine kräftige Erholung verzeichnen und bleibt für Volkswirtschaften weltweit ein unverzichtbarer Stützpfeiler.”

Dieses Comeback im globalen Warenaustausch wird durch jüngste Daten des Containerumschlag-Index untermauert: das vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) monatlich erstellte Zahlenwerk steigt seit Monaten und erreichte im September bereits ein Allzeithoch. "Der Containerumschlag zeigt, dass der Welthandel weiterhin kräftig ausgeweitet wird. Inzwischen übertrifft er sogar sein vor der Corona-Krise erreichtes Niveau”, fasst RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt die Daten zusammen. Der Containerumschlag-Index gilt als Konjunktur-Fühindikator und spiegelt die Entwicklung in 75 international bedeutenden Frachthäfen wider.

tko/hb (Deutsche Post DHL, RWI)