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Fotoprojekt: Wo Kinder schlafen

Sophia Prinzen
11. Dezember 2021

Die Bilder sind so divers wie die Kulturen der Welt. Der britische Künstler James Mollison zeigt mit "Where Children Sleep", wie Kinder weltweit aufwachsen.

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 Neu-Ulm I Fotoserie I Where Children Sleep im Edwin Scharff Museum
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris

Während der achtjährige Ahkôhxet aus Brasilien auf mit Leinentüchern bedeckten Holzbrettern in einer Lehmhütte schläft, hat Jamie aus New York ein eigenes großes Schlafzimmer im Apartment eines Hauses auf der Fifth Avenue. Der britische Künstler James Mollison reiste um den halben Globus, um Kinder und ihre Schlafplätze fotografisch festzuhalten.

In seiner Ausstellung zeigt er jeweils ein Porträt des Kindes vor weißem Hintergrund und daneben dessen verlassenen Schlafplatz. Jedes Bildpaar wird von einem kurzen Text begleitet, der einen kleinen Einblick in das Leben des Kindes gewährt. Bei seinen Porträts lässt der in Kenia geborene Künstler die Kinder einfach in die Kamera blicken - er möchte sie alle mit derselben Würde behandeln. Das Ergebnis sind kontrastreiche und fesselnde Doppelbilder, die gerade im Neu-Ulmer Edwin-Scharff Museum ausgestellt werden und dort noch bis zum 6. Februar 2022 zu sehen sind. 

Buntes, helles Kinderzimmer
Jamie aus New York zeigt sein Kinderzimmer Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris

Mollisons Fotografien gehen auf eine Anfrage einer Kinderhilfsorganisation von vor 15 Jahren zurück. Der Auftrag: ein Bildkonzept zum Thema Kinderrechte. Er erinnerte sich daran, wie wichtig ihm sein Schlafzimmer in seiner Kindheit war und dass dieses einen Teil seiner Identität widerspiegelte. Schnell wurde ihm bewusst, wie privilegiert er im Vergleich zu vielen anderen Kindern auf der Welt war. 

Persönliche Einblicke in das Leben der Kinder

Die Fotografien zeigen individuelle und persönliche Lebensweisen der Kinder rund um den Globus. Der vierzehnjährige Irkena etwa lebt mit seiner Mutter in Kenia auf einer provisorisch errichteten Hofstelle, die mit Dornengestrüpp eingezäunt ist, damit das Vieh der Familie geschützt ist.

Irkena aus Kenia schläft auf dem nackten Erdboden / Where Children Sleep im Edwin Scharff Museum - Pressebild der Fotoserie „Where Children Sleep“, die derzeit im Edwin Scharff Museum ausgestellt wird.
Irkena aus Kenia schläft auf dem nackten Erdboden Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris

Er selbst schläft auf dem Erdboden unter freiem Himmel. Irkena gehört dem Volksstamm der Rendille an, der ein halbnomadisches Leben in der Umgebung der Kaisut-Wüste führt. Bevor Irkena seine Siedlung, die Manyatta, verlässt, muss er beschnitten werden. Bei dem öffentlich stattfindenden Ritual darf er nicht aufschreien, da er sonst Schande über seine Familie bringen könnte - so der Glaube. Daraufhin wird er zum Morani, einem jungen Krieger, und wird im Busch mit den anderen Kriegern leben. 

Eine Welt voller Armut und Privilegien

Mollisons Fotoserie führt vor Augen, dass ein behaglicher, sauberer Schlafplatz, gar ein eigenes Bett, für viele Kinder in der Welt keine Selbstverständlichkeit ist. Besonders die Ungleichheiten, mit denen Kindern weltweit konfrontiert sind, werden bei "Where Children Sleep" deutlich. Doch James Mollison möchte kein Mitleid erregen, sagt er. Vielmehr gehe es ihm darum, auf die extrem unterschiedlichen materiellen und kulturellen Bedingungen der heranwachsenden Generation hinzuweisen.