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50 Milliarden Euro durch Mindeststeuer

1. Juni 2021

Die Chancen für eine Mindeststeuer, die Großkonzerne weltweit zu zahlen hätten, stehen so gut wie noch nie. Auch wenn noch Fallstricke lauern, wird schon gerechnet, wie viel sie bringen könnte.

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Symbolbild Steueroasen British Virgin Islands
Bild: Fotolia/Trueffelpix

Eine globale Mindeststeuer für Großkonzerne von 15 Prozent würde einer Studie zufolge der Europäischen Union zusätzlich 50 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Bei einem Satz von 25 Prozent wären es sogar 170 Milliarden Euro. Das geht aus am Dienstag veröffentlichten Berechnungen der EU-Steuerbeobachtungsstelle hervor, einer neuen, in Paris ansässigen Forschungseinrichtung, die die EU bei der Bekämpfung von Steuermissbrauch unterstützen soll.

Unter dem Dach der Industriestaaten-Organisation OECD streben seit längerem knapp 140 Länder eine Steuerreform mit zwei Säulen an, einer globalen Mindeststeuer und einer neuen Form der Besteuerung digitaler Dienstleistungen. Letzteres soll die Steuerregeln an das digitale Zeitalter anpassen und Schwellenländer gegenüber Industriestaaten besserstellen.

Für die Mindeststeuer hatten die USA zuletzt 15 Prozent vorgeschlagen, nachdem die Regierung von US-Präsident Joe Biden zunächst für 21 Prozent war. Deutschland und Frankreich halten dieses Niveau für realistisch und rechnen mit einer Einigung noch in diesem Jahr. Angepeilt wird die politische Verständigung spätestens im Juli - voraussichtlich zum G20-Treffen in Venedig.

Infografik Mögliche Steuerverluste wegen Tech-Firmen Wirtschaftsgruppen

Corona hat die Kassen leer gemacht

Einer früheren OECD-Schätzung zufolge könnte die geplante globale Steuerreform pro Jahr bis zu 100 Milliarden Dollar zusätzlich in die Kassen der Staaten spülen, in denen wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit in vielen Fällen riesige Löcher klaffen. Das entspräche einem Aufschlag von bis zu vier Prozent auf das, was Hochsteuerländer bisher von Unternehmen erhalten.

Vielen Weltkonzernen, vor allem Internet-Giganten wie Amazon, wird vorgeworfen, durch geschickte Gewinnverlagerungen zu wenig Steuern zu zahlen. Die Rufe nach einem fairen Beitrag sind in den vergangenen Jahren immer lauter geworden. Sollten die Pläne für eine Steuerreform scheitern, gehen Experten davon aus, dass es einen Flickenteppich an Digitalsteuern geben wird - und womöglich neue Handelsstreitigkeiten.

Japans Finanzminister Taro Aso sagte, die sieben führenden Industrienationen hätten ihre Differenzen zur geplanten Steuerreform zuletzt verringert. Es werde am Freitag und Samstag beim G7-Treffen in London aber wahrscheinlich keine Debatte über eine konkrete Höhe für eine Mindeststeuer geben. Einem Entwurf für die G7-Abschlusserklärung zufolge soll die Notwendigkeit für eine Steuerreform unterstrichen werden. Es müsse einen "ambitionierten" Deal geben. Details dazu bleiben allerdings offen.

hb/bea (rtr)