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KatastropheMyanmar

Hunderte Tote nach Zyklon "Mocha" befürchtet

16. Mai 2023

Die Folgen von Zyklon "Mocha" sind in Myanmar offenbar viel schlimmer als zunächst gedacht. Von Hunderten Toten ist jetzt die Rede, die meisten von ihnen vertriebene Rohingya, die nirgendwo Schutz finden konnten.

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Myanmar I Zyklon Mocha
Vielen vertriebenen Rohingya wurde durch den Zyklon auch noch das Letzte verbliebene Hab und Gut genommenBild: Sai Aung Main/AFP

Bestätigt sind die Opferzahlen bislang nicht, aber sowohl inländische Quellen aus Myanmar als auch UN-Mitarbeiter befürchten Schlimmes. Mindestens 400 Menschen seien bei dem tropischen Wirbelsturm im Bundesstaat Rakhine an der Westküste ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der "Nationalen Einheitsregierung" (NUG) der Deutschen Presse-Agentur.

Bei den Toten handele es sich vor allem um Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya. Die NUG ist eine Art "Schattenregierung", die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hat. Auch die Nachrichtenseite "The Irrawaddy" berichtete von mindestens 400 Toten in Lagern der Rohingya rund um die Stadt Sittwe. Viele seien ertrunken oder von herabstürzenden Bäumen erschlagen worden.

"Alptraumszenario"

Der UN-Hilfskoordinator in Myanmar, Ramanathan Balakrishnan, machte zur Zahl der Toten keine Angaben, sprach aber von einem "Alptraumszenario". Der Zyklon habe die ärmsten Teile des Landes getroffen. Rund um Sittwe, die Hauptstadt des Bundesstaates Rakhine, gebe es großflächige Verwüstungen.

"Kein Haus blieb von Schäden verschont und die Lager der Binnenvertrieben liegen in Trümmern", sagte Ramanathan Balakrishnan und betonte: "Wir haben noch kein vollständiges Bild von den Schäden an anderen Orten, die auf dem Weg des Zyklons lagen. Aber wir befürchten das Schlimmste."

Myanmar I Zyklon Mocha
Die oftmals nur aus Bambus gebauten Hütten stürzten wie Kartenhäuser zusammenBild: Sai Aung Main/AFP

In Lagern in Rakhine leben Zehntausende Rohingya, die von der Armee aus ihren angestammten Dörfern vertrieben wurden, sowie Tausende Menschen, die vor dem Bürgerkrieg zwischen dem Militär der regierenden Junta und der Rebellenarmee "Arakan Army" geflohen sind. Neben Rakhine war in Myanmar auch der mehrheitlich christliche Teilstaat Chin von "Mocha" betroffen.

Myanmar I Zyklon Mocha
Am heftigsten traf es den Bundesstaat Rakhine, hier in der Nähe von SittweBild: AP/picture alliance

Die Flüchtlingslager der Rohingya in Cox's Bazar im benachbarten Bangladesch, in denen rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge leben, wurden entgegen den ursprünglichen Befürchtungen nicht so stark von "Mocha" getroffen. "Wir haben Glück, dass das Lager nicht die volle Wucht des Zyklons zu spüren bekam", sagte ein Sprecher der Hilfsorganisation "Concern Worldwide".

UN brauchen Geld für Versorgung der Zyklon-Opfer

Die Vereinten Nationen bitten um Geld für die Versorgung der Opfer des Zyklons. Der Sturm sei in Myanmar durch ein Gebiet mit 5,4 Millionen Menschen gezogen und habe in dem Bundesstaat Rakhine sowie anderen Gebieten eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die aktuell verfügbaren Mittel reichten nicht aus, um den neu hinzugekommenen Bedürftigen zu helfen. Bereits vor der Katastrophe seien 17,6 Millionen Menschen in Myanmar auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen.

Myanmar I Zyklon Mocha
Verzweifelte Versuche, Normalität zu schaffen: Wäsche aufhängen inmitten der Zerstörung von Zyklon "Mocha"Bild: Sai Aung Main/AFP

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock rief die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung der Opfer auf. Es sei "wichtig, dass wir jetzt den Zugang vor allen Dingen für die Schwächsten in den Regionen, die ohnehin schon massiv gebeutelt sind, gewährleisten können", sagte die Grünen-Politikerin am Rande eines Besuches im saudi-arabischen Dschidda.

Der Tropensturm "Mocha" hatte am Sonntag an der Küste des Golfs von Bengalen zwischen Cox's Bazar und Rakhine Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 250 Stundenkilometern erreicht. Er gilt als der schwerste Zyklon in der Region seit zwei Jahrzehnten. 

Myanmar I Zyklon Mocha
Eine Rohingya im zerstörten Basara-FlüchtlingscampBild: Sai Aung Main/AFP

Die Rohingya sind die größte staatenlose Bevölkerungsgruppe der Welt und gehören zu den am stärksten verfolgten Minderheiten. Obwohl viele von ihnen seit Generationen im vorwiegend buddhistischen Myanmar leben, gelten sie als illegale Einwanderer. Viele leben nach jahrzehntelangen ethnischen Konflikten als Binnenvertriebene in Camps in Myanmar oder in Lagern im benachbarten Bangladesch.

qu/sti (dpa, kna, epd, rtr, afp)